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Viele Männer haben die Dinge noch nie so betrachtet

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Freitag 17. August 2012

Gleichstellung ist auch Männersache. Und das nicht erst seit dem ehemaligen Männerbeauftragten des Kantons Zürich. Aner Voloder berät bei der Fachstelle für Gleichstellung der Stadt Zürich schon seit zwei Jahren Männer und Frauen in juristischen Fragen.

WOZ: Aner Voloder, noch immer gibt es kaum Familienväter, die Teilzeit arbeiten – was fehlt: der Wille oder die Möglichkeiten?
Aner Voloder: Beides. Einerseits ist es für einen Mann selten möglich, in der Privatwirtschaft mit dem Anliegen Teilzeitarbeit vorstellig zu werden. Da beißen Männer noch immer auf Granit. In den Köpfen vieler Vorgesetzter ist noch immer die klassische Rollenteilung verankert, die besagt, dass dem Mann in der Familie die Rolle des Ernährers zufällt und er deswegen hundert Prozent zu arbeiten hat. Und deswegen gibt es seitens der Männer auch Hemmungen, das Pensum zu reduzieren, weil Kollegen, Vorgesetzte, aber auch der eigene Familien- oder Freundeskreis dieses Vorgehen als unmännlich taxieren könnten.

Werden Männer mit dem Wunsch nach Teilzeitarbeit tatsächlich am Arbeitsplatz diskriminiert?
Männer, die den Wunsch nach Teilzeitarbeit äußern, werden zwar nicht direkt diskriminiert, wohl aber gehänselt mit Sprüchen wie: «So, du bleibst also lieber zu Hause und kochst und wechselst Windeln.» Und es gibt die ganzen Vorbehalte, die ja auch Frauen treffen von wegen: «Du bist nicht erreichbar, du bist nicht flexibel» und, und, und. Wenn Männer es dann geschafft haben, Teilzeit zu arbeiten, kommt es vor, dass sie tatsächlich diskriminiert oder weggemobbt werden. Oder man trennt sich von ihnen, weil nach wie vor der Irrglaube herumgeistert, dass Teilzeit Arbeitende in der Regel nicht leistungswillige oder -fähige Angestellte sind. Vollzeitbeschäftigte Familienväter, denen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erschwert oder verunmöglicht wird, sind fast gezwungen, ausschließlich traditionelle Versorger zu sein. …

Was kann getan werden, damit Teilzeitarbeit auch für Männer attraktiver wird?
Es muss ein Umdenken stattfinden. Die Unternehmen müssen erkennen, dass Frauen sehr viel Potenzial mitbringen, das heute allzu oft ungenutzt verpufft. Wenn man Frauen anders begegnet, wenn man sie als Schwangere nicht benachteiligt, ihnen attraktivere Arbeitsbedingungen bietet und beiden Geschlechtern Teilzeitarbeit ermöglicht, dann bringt das auch wirtschaftliche Vorteile – das muss man den Firmen aufzeigen. In Skandinavien funktionieren diese Modelle sehr gut, warum sollte so etwas nicht auch bei uns möglich sein? Die Unvereinbarkeit von Beruf und Familie existiert vor allem in unseren Köpfen. Und ich glaube, dass es die Gleichstellungsbüros auch dafür braucht, um ebendiese Sensibilisierungsarbeit zu leisten. …

Quelle

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Ein Kommentar zu “Viele Männer haben die Dinge noch nie so betrachtet”

  1. Niegel sagt:

    Insgesamt ein schönes Interview. Deshalb sollten Gleichstellungsbüros im Jahre 2012 auch nicht mehr Gleichstellungsbüros heissen, sie sollten „Vereinbarkeitsbüros“ heissen. Und es sollte endlich selbstverständlich sein, dass auch Männer diesen Job durchführen dürfen.

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