Mediziner kennen die Symptome der Männerdepression nicht
Erstellt von Hans-Georg Nelles am 25. Juni 2012
… meint der Psychiater Michael Hettich. „Risikoverhalten, Gereiztheit und Aggression können Anzeichen sein.“ Daher brauchten Patienten lange, bis sie behandelt würden. Hettich behandelt sie in der Tagesklinik für depressive Männer der niedersächsischen Stadt Sehnde, Viel Raum nimmt das Stresstoleranz-Training ein. „Was mache ich, wenn ich eine hohe Anspannung in mir habe, ohne auszuticken, ohne Alkohol zu trinken oder über die Autobahn zu rasen?“, fragt Hettich. In den Pausen holen sie die Fußballtore im schattigen Park vor dem Gebäude heraus und kicken ein bisschen.
Schwermütige Männer flüchten in Arbeit, Sport oder Alkohol. Ihr Verhalten schieben sie oft auf beruflichen Stress. Obwohl psychische Erkrankungen inzwischen den traurigen Spitzenplatz bei den Krankschreibungstagen einnehmen, verschweigen Betroffene sie aus Scham. Das gilt besonders für männliche Patienten. „Männer definieren sich als unabhängig, selbstbewusst, leistungsorientiert, aktiv und rational. Das passt nicht mit Depressivität zusammen“, sagt Hettich.
Erst seit einigen Jahren beschäftigen sich Forscher mit der Frage, warum Frauen zwei- bis dreimal häufiger an Depressionen erkranken, Männer aber mindestens dreimal so oft Selbstmord begehen. „Männer versuchen Depressionen lange zu unterdrücken, dann wird es schnell lebensgefährlich“, sagt der Freiburger Depressionsforscher Prof. Mathias Berger, In einer Studie erkannten Hausärzte Depressionen bei Männern in nur 20 Prozent der Fälle, bei Frauen in 40 Prozent.
Der Beitrag der Sendung nano kann im WebTV nachgesehen werden.
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