Durch Netzwerke wird der Wiedereinstieg leichter
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Freitag 4. Mai 2012
Michael Rajiv Shah, 46, arbeitete als selbstständiger Social Networking Coach in Wien, als er im Juli 2008 Vater der kleinen Tara Shanti Larissa wurde. Er pausierte zweieinhalb Jahre.
„Meine Frau hatte bereits zwei Kinder, als ich sie kennen gelernt habe. Zum Glück war sie trotzdem einverstanden, dass wir noch ein gemeinsames Kind bekommen – unter der Bedingung, dass ich mit dem Kind in Karenz gehe. Ich war das erste Mal in einer Situation, in der ich nicht den starken Mann raushängen lassen und das Geld heranschaffen musste – toll! Meine Frau arbeitet als Geschäftsführerin der Mietervereinigung, ich konnte als Selbstständiger meine Zeit frei gestalten.
Ich empfand die Karenz als großen Luxus. Es gibt für Kinder nichts Wichtigeres als ausgeglichene, zufriedene Eltern. Und das konnten wir den Kindern bieten.
In der Zeit der Karenz habe ich intensiv Netzwerke genutzt, um im Gespräch zu bleiben. Das kann ich jedem empfehlen – allerdings darf man Netzwerke nicht als Akquise-Plattformen sehen. Es ist ein langsamer, langfristiger Prozess, mit dem man ‚Serendipity’ herstellen kann, das heißt man erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass hilfreiche Zufälle entstehen, anstatt ständig unter Druck zu stehen.
Auch bei mir hat es so geklappt: Ich wurde von einem Verlag angesprochen, ob ich ein Buch über XING und LinkedIn schreiben kann. Das war der perfekte Auftrag zum Wiedereinstieg für mich. Ich bin während der Babypause auch häufig mit Kind zu Veranstaltungen gegangen und habe genau dadurch viele Kontakte gewonnen. Gerade Männer reagierten sehr positiv.
Man sollte sich in der Auszeit nicht komplett aus allem herausziehen. Wer Menschen begegnet, begegnet auch Zufällen. Ich glaube fest daran: Wer nach einer Mutter- oder Vaterschaft mit einem klaren Ziel auf den Arbeitsmarkt geht und Netzwerke nutzt, wird genau diesen Job bekommen – oder man muss ihn eben selbst machen!“
Samstag 5. Mai 2012 um 23:15
Ich bin ja der Auffassung, dass die Mutter eine intensivere Beziehung zum Kind hat und es daher besser ist, wenn sie in der ersten Zeit zu Hause bleibt. Ich vertehe Frauen aber heute auch, wenn sie nicht in die Elternzeit gehen und lieber Arbeiten wollen. Nicht nur, dass sie den Anschluss verlieren könnten, sie haben es oft schwer überhaupt in den Beruf zurück zu kehren.
Daher finde ich es echt super, ein Mann in Karenz. Und, ich bin auch der Auffassung, dass man sich durch die Auszeit nicht komplett aus dem Beruf herrausziehen sollte. Netzwerke bieten da eine tolle Möglichkeit.
Wer sagt, dass man durch Kinder keine Zeit hat, dem sage ich, er organisiert sich nur schlecht. Es ist möglich und das ohne in Stress auszuarten.