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Türkische Väter wollen auch Windeln wechseln

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Sonntag 12. Dezember 2010

In der kleinen Erdgeschosswohnung in Berlin-Neukölln riecht es nach Schwarztee und Mandarinen. Rund 20 Männer mit türkischen Wurzeln sitzen entspannt zusammen, der Jüngste ist 16, der Älteste 67 Jahre alt. Was sie verbindet, ist die Suche nach ihrer Identität als türkische Väter in der deutschen Gesellschaft. «Türkische Väter schwanken zwischen Machogehabe, Familienvater und Verlierer», sagt ein junger Mann. …

Beim Väter Aufbruch Neukölln sind die Männer unter sich. Sie reden offen. Kazim Erdogan (57) hat die wöchentlichen Treffen ins Leben gerufen. Der hagere Mann lebt seit 36 Jahren in Deutschland und arbeitet als Psychologe beim Jugendamt Neukölln. Er kennt den klassischen Berliner Migrantenkiez und seine Landsleute. Auch er ist Vater von zwei Töchtern. Erdogan weiß, was türkische Männer bewegt. Ihm ist der Austausch wichtig. Wie können türkische Männer Verantwortung übernehmen? Für ihn reicht Verantwortung von der Bildung der Kinder bis zur aktiven Teilhabe an Politik.

Erdogan weiß aber auch, dass es noch an Vielem fehlt. Erst wenige türkische Väter bringen ihre Kinder zur Kita oder gehen zum Elternabend in der Schule. «Die Väter stehlen sich aus der Verantwortung, wenn man sie nicht für solche Themen sensibilisiert», sagt Erdogan.

Die Väter folgen seiner Einladung. Denn viele stellen sich ähnliche Fragen: Welche Rolle habe ich als Mann und Vater, wenn patriarchalische Alltagsstrukturen sich überlebt haben? Der Druck kommt auch von den eigenen Ehefrauen. Viele Türkinnen in Berlin wollen keine Paschas mehr zu Hause. Sie fordern Hilfe bei der Kindererziehung und im Haushalt.

Manchmal sind die eigenen Nöte ein Grund für die Passivität türkischer Männer. Perspektivlosigkeit, Arbeitslosigkeit und Kommunikationsschwierigkeiten lasten auf vielen. … Der Großteil der Diskussionen läuft auf Türkisch, obwohl die meisten Männer fließend Deutsch sprechen. «Wenn wir nur Deutsch reden würden, würde die Hälfte nicht kommen», sagt Onursah Özkaya, der in Berlin Pädagogik studiert. Über emotionale Themen könne man am besten in seiner Muttersprache reden. …

Väter und Männer für Bildung und Erziehung zu sensibilisieren, gehört zur Grundidee des «Väter Aufbruchs». Es geht auch darum, Gewalt aus den Familien zu verbannen. Damit ist das Projekt aus Neukölln deutschlandweit einzigartig. Stolz zeigen die Männer die gerahmte Urkunde herum, mit der ihr Projekt vom Bündnis für Demokratie und Toleranz ausgezeichnet wurde. … Ähnliche Männer- und Vätergruppen sind nun in Duisburg, Dortmund, Köln, Frankfurt (Main) und Hamburg geplant. Sogar aus Österreich kamen schon Anfragen. …’

Quelle

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