Familienministerin will 30-Stunden – Woche für Väter und Mütter
Erstellt von Hans-Georg Nelles am 23. Mai 2010
„Eine 30-Stunden-Arbeitswoche könnte für beide Partner nahezu ideal sein“, sagte Schröder in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin „Focus“. 40 Stunden Arbeitszeit seien den meisten Eltern von kleinen Kindern zu viel, „mit 20 Stunden katapultieren sie sich ins Karriere-Abseits“.
Die Ministerin will zusammen mit dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) für eine „vollzeitnahe Teilzeitarbeit“ werben. Beiden Elternteilen sollte es mit Teilzeitjobs ermöglicht werden, in den ersten Jahren mehr Zeit mit dem Kind zu verbringen. Die Teilzeitvariante mit einer 30-Stunden-Woche sei für Arbeitgeber attraktiv und auch für Männer interessant, sagte Schröder.
Mit ihrer Forderung trifft Schröder die Wünsche der Eltern, die sie bislang zum Beispiel aufgrund bestehender steuerlicher Regelungen und fehlender Kinderbetreuungsmöglichkeiten kaum umgesetzt haben, wie eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung aus dem Jahr 2008 zeigt.
Einerseits besteht der Wunsch, die Arbeitszeiten von Müttern und Vätern gleichmäßiger aufzuteilen – die überwiegende Zahl ‚bevorzugt‘ die sogenannte „modernisierte Ernährerkonstellation“. Das heißt: Ein Partner arbeitet Vollzeit, der andere Teilzeit.
So sieht die Realität in Deutschland heute aus:
- Die reine Versorgerehe ist eine aussterbende Gattung. Nur noch ein knappes Viertel der westdeutschen Paare lebt das Hausfrauen-Ernährer-Modell. In Ostdeutschland sind es nur 8 %.
- 97 % der abhängig beschäftigten Väter arbeiten Vollzeit, davon 57 % mehr als 40 Stunden in der Woche.
- Mehr als die Hälfte der Mütter arbeitet Teilzeit, darunter viele Minijobberinnen und geringfügig Beschäftigte.
- Aber: Bis zu 42 % der Mütter arbeitet voll, 17 % davon regelmäßig 41 Stunden und mehr pro Woche.
- Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit von Männern mit Kindern beträgt 39,7 Stunden.
- Mütter hingegen arbeiten nur 24,4 Stunden.
- In Westdeutschland ist der Unterschied noch größer: Hier arbeiten Väter 17 Stunden pro Woche länger als Mütter.
Auch die Kinder wünschen sich laut Befragungen der Hans-Böckler-Stiftung, dass beide Elternteile arbeiten. Aber sie wollen auch verlässliche Arbeitszeiten, die Wochenenden und Feiertage freihalten und Familienrituale zulassen.
Der Vorschlag zielt also in dier richtige Richtung, braucht aber, ebenso wie die Elternzeit, verlässliche und dauerhafte Rahmenbedingungen und kein hin und her, je nach Kassenlage. In Schweden gibt es schon einen Versuch, ein solches Arbeitsmodell steuerlich zu unterstützen. Ich werde mal nach den Ergebnissen recherchieren.
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