Ein richtiger Mann stellt sich seinen Problemen
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Mittwoch 7. April 2010
Die Lebensbedingungen von Männern und Buben verschlechtern sich seit geraumer Zeit signifikant. In Erziehung, Bildung und Gesundheit werden Knaben und Männer eindeutig benachteiligt; inzwischen verlieren auch mehr Männer ihren Arbeitsplatz als Frauen. Jüngere Männer sind viel häufiger arbeitslos als junge Frauen und haben aufgrund dessen zunehmend Rollen- und Identitätsprobleme.
Generell stellt sich heute für viele die Frage:
- Was ist männlich?
- Wie sollte heute ein „richtiger“ Mann sein?
- Welche Erwartungen haben Männer an sich selber und welche Erwartungen haben Frauen?
In vielen Lebensbereichen ist die Situation für Buben und Männer inzwischen gravierend. In der Schweiz bringen sich Männer etwa viermal häufiger um als Frauen, und für die Pubertät weisen Zahlen darauf hin, dass sich Buben bis zu zehnmal mehr selbst töten als Mädchen. Männer sterben sechs Jahre früher als Frauen, sind im Durchschnitt erheblich kränker als diese und werden von daher mittlerweile gesundheitspolitisch als das schwache Geschlecht bezeichnet.
Armut, Krankheit, Süchte, Gewalttätigkeit, Vandalismus, sozialer Abstieg und gesellschaftliche Perspektivlosigkeit nehmen bei Buben und Männern dramatisch zu .Männlichkeit ist in die Krise geraten. Damit sind Männer zunehmend verunsichert. Sie haben Mühe, sich selber zu definieren, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden, sich in der Arbeit zu verwirklichen und sich gegenüber „neuen“ Frauen als Männer zu behaupten. Selbst in lebensbedrohlichen Schwierigkeiten scheuen sie sich zumeist um Hilfe nachzusuchen.
Die traditionelle Männerrolle von Stärke, Erfolg und Leistung steht ihnen im Weg. Ein richtiger Mann hat keine Probleme. In einem lebensbejahenden Sinn sollte es aber vielmehr heissen: Ein richtiger Mann steht zu seinem Problem. Die neue Männerberatungsstelle PRO MANN für die Region Basel bietet ab 6. Mai Orientierung und Beratung für Männer an. Der Soziologe und Männerforscher Walter Hollstein leitet PRO MANN und wird von Fachleuten der Klinik Sonnenhalde unterstützt. Das Team versucht mit den Ratsuchenden Antworten auf vitale Fragen zu finden:
- Wie sind wir als Männer wirklich?
- Welche Masken tragen wir und welche können wir ablegen?
- Was zieht uns an und was macht uns Sorgen?
- Welche Alternativen gibt es für uns in der heutigen Gesellschaft?
- Welche Verhaltensmuster können/müssen wir in unseren Beziehungen verändern?
- Wie können wir unseren Umgang mit Frauen besser gestalten?
- Wie können wir Freunde gewinnen?