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Mutige (Väter) arbeiten Teilzeit

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Dienstag 29. September 2009

Das geht, gegen viele Widerstände auch im eigenen Vorstellungsvermögen. Die September Ausgabe der Zeitschrift brandeins präsentiert Väter, die sich um ihre Familie kümmern und Karriere machen.

Das sind zum Beispiel Fragen wie: “Was werden die männlichen Kollegen sagen?” Oder: “Wie kann ich das vor meinen Klienten rechtfertigen?” aber auch Unternehmen (-skulturen) in denen “Karriere wird nach 18 Uhr gemacht” wird. Auch die Rollenzuschreibungen im sozialen Umfeld sind nach wie vor mächtig:

Anders als einer Frau wird einem Mann nicht das naturgegebene Bedürfnis unterstellt, sich um seine Kinder kümmern zu wollen. Für ihn ist eigentlich nur eine Rolle vorgesehen: die des Versorgers. Will der Mann trotzdem weniger arbeiten, wird das als Illoyalität gegenüber der Firma wahrgenommen. Erschwerend kommt hinzu: Die heutige Generation der Führungskräfte ist noch immer fast ausschließlich männlich und hat dem Beruf oft die absolute Priorität eingeräumt.

Viele haben ihr Privatleben vernachlässigt. Und manche schon den Punkt erreicht, an dem sie lieber im Büro sind als daheim. Äußern nun jüngere männliche Kollegen den Wunsch nach Teilzeit, ruft das deshalb nicht nur Neid hervor. Es werden auch die Lebensentwürfe vieler Vorgesetzter erschüttert: Wenn es eine Alternative zur Dauerpräsenz in der Firma gibt, dann war nicht allein die Karriere daran schuld, dass man die eigenen Kinder so wenig gesehen und die Partnerschaft so wenig gepflegt hat.

… Auf Unterstützung durch ihre Partnerin warten Männer manchmal vergebens. Denn auch das Verhältnis der Frauen zur männlichen Teilzeitarbeit ist zumindest nicht frei von Widersprüchen. Zwar wünschen sich viele, dass auch ihr Mann mehr Zeit zu Hause verbringt. Will einer jedoch tatsächlich seine Stundenzahl reduzieren oder gar zwölf Monate Elternzeit nehmen, haben etliche damit Probleme. “Viele Frauen wollen Geld verdienen, aber das Haupteinkommen soll der Mann erzielen”, sagt die Tübinger Soziologin Regine Gildemeister.

Dazu passt, dass in Untersuchungen über männliche Teilzeit vor allem die Frauen antworten: “Der Beruf meines Mannes lässt eine Verringerung der Wochenarbeitszeit nicht zu.” Nicht zufällig wird Männern im Väterzentrum Hamburg empfohlen, ihre Partnerin mitzubringen, wenn sie sich zum Thema Teilzeit informieren wollen.

Die Hürden für Männer, die Teilzeit arbeiten wollen, sind meist höher als die für Frauen. Dass sich trotzdem immer mehr trauen, gegen diese Widerstände anzugehen, spricht für ihren Mut. Oft sind es Männer, die bereits die ersten Karrierehürden genommen und ihre Leistungsfähigkeit bewiesen haben. Sie müssen kaum befürchten, dauerhaft arbeitslos zu werden – und finden schnell Gefallen an ihrem neuen Leben.

… Wie schnell sich diese Erfahrungen zur allgemeinen Praxis weiterentwickeln, hängt vor allem von den Männern ab und ihrem Willen, sich von ihrer traditionellen Rolle zu lösen. Das ist vergleichbar mit den Anfängen der Frauenbewegung. Der Unterschied: Frauen hatten eine recht genaue Vorstellung davon, wofür sie auf die Barrikaden gingen. Vielen Männern hingegen ist dies noch nicht klar. Auch deshalb sind Vorbilder wichtig, die euphorisch über das neue Männerleben berichten.

In der vergangenen Woche präsentierte die Sendung frauTV ebenfalls die Geschichte einer Führungskraft, die neue Wege geht.

Quelle

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Ein Kommentar zu “Mutige (Väter) arbeiten Teilzeit”

  1. Rainer Schnittka sagt:

    Eltern sein ist auch Karriere

    Die deutsche Diskussion um Elternschaft lässt eins vermissen:

    Eine positive Zuschreibung einer Rolle als betreuendes Elternteil als Karriere, egal, ob sie von Frauen oder Männern, von Vaetern oder Muettern, von Familienangehörigen oder weiteren Personen wahrgenommen wird.

    Karriere scheint als positiv bewertetes Lebensziel ausschliesslich mit Erwerbstätigkeit und Machtpositionen in der Wirtschaft verbunden zu werden.
    Das widerspricht nicht nur der sozialen Wirklichkeit vieler Familien, sondern grundlegend einer sozialen Natur des Menschen,
    dem des altruistisch geprägten Verhaltens gegenüber seiner natürlichen sozialen Kerngruppe: der Familie.

    Die entstehenden Verwerfungen, die in einer politischen Forderung nach Anerkennung durch “Bezahlung” und Vergütung von Elternschaft oder damit verbundener Aufgaben der Kinderbetreuung nur einen Ausdruck unter vielen finden,
    lässt sich zuspitzen:

    Wollen wir Familie zukünftig als “Unternehmen”, dass Aufgaben der Kinderbetreuung bei gleichzeitiger möglichst ungestörter
    Erwerbsbiografie der Elternteile, die an kinderlosen Paaren orientiert zu sein scheint, an staatlich finanziertes Betreuungspersonal delegiert,
    oder wollen wir Familien aufwerten, indem wir die notwendige Betreuung kleiner Kinder auch durch die Elternteile selbst ermöglichen – in dem Rahmen, wie die Eltern dies für sich frei entscheiden,
    und diese Übernahme existentiell notwendiger Betreuung kleiner Kinder auch durch Elternteile als Karriere (auf)werten?

    Ohne Religion ist kein Wertesystem einer Gesellschaft denkbar.
    Und wo es hinführen kann, wenn Mammon als Religion Wertvorstellungen zu sehr prägt, ist in der jetzigen Krise, die unzureichend als “Wirtschaftskrise” beschrieben ist,
    für viele mehr als deutlich geworden.

    Ein Wertewandel verantwortungsbewusster Eltern,
    die naturgemäss durch ihre Elternschaft über ihren eigenen Lebenshorizont hinaus in die Zukunft denken,
    ist seit Jahren auch und gerade bei Vaetern zu erkennen.

    Und gerade die Vaeter, die als betreuendes Elternteil zunehmend ihre Kinder begleiten, kommen zu einem Schluss,
    der zu wenig öffentlich diskutiert wird:

    Es ist unbezahlbar, die eigenen Kinder selbst begleiten und betreuen zu können.
    Es gibt “Karrieren”, die weder mit Geld zu bezahlen sind, noch durch eine tatsächlich dadurch immer notwendige Zurückstellung anderer beruflicher Karriereschritte als nachteilig empfunden werden.

    Die Idee, dass alles geht – ungestörte berufliche Karriere und eigene, gelebte Elternschaft ist wie die Quadratur des Kreises
    unmöglich.
    Ein entweder oder kennt jeder der Kinder hat.

    Das “oder” ist nicht nur keine Unterdrückung oder Belastung,
    auch kein Verzicht und kein Verlust,
    es ist für die meisten derjenigen, die eigene Kinder haben,
    der wichtigste und wertvollste Gewinn,
    ein Teil eigener und Menschheitsgeschichte,
    eine tägliche Freude und existentieller Lebensinhalt,
    Familie auch durch Betreuung der Kinder zu leben.

    Wer keine eigenen Kinder hat oder den Kontakt zu den eigenen Kindern verloren hat, kann dies nicht nachempfinden können.

    Die Chancen verantwortlich gelebter Elternschaft sind sowohl für die Familien wie für die Gesellschaft in der Stärkung der Elternverantwortung so überzeugend nötig und wichtig –
    wie sie im übrigen in den meisten Teilen der Welt so gesehen werden –
    dass die deutsche viel diskutierte Vorstellung von einer “Belastung durch Familie”
    absurd erscheinen muss.

    Es gilt dabei nicht (länger) einseitig zu be-werten,
    sondern zu diskutieren,
    welche Strukturen unserer Gesellschaft familienfeindlich waren und sind.
    Ganztagsschule kann auch anders diskutiert werden.
    Elternkompetenzen in Schule einzubinden und ehrenamtlich von Eltern fast immer für ihre eigenen Kinder gewolltes Enagagement strukturell auch in Schule einzubinden,
    wäre ein denkbarer “Karriereschritt” für Eltern.
    Der noch nicht einmal Geld kosten würde.

    Auch einer “Umerziehung” von Kindern durch Gesellschaft sollten grade wir Deutschen aufgrund unserer Erfahrungen im letzten Jahrhundert mit zwei Diktaturen besonders sensibel entgegentreten.
    Bewusstsein lässt sich niemals dauerhaft durch aufgezwungene Veränderung gesellschaftlicher Umstände erreichen.
    Frauenrechte haben in der Familienpolitik so wenig zu suchen, wie patriarchalische Vorstellungen einer vergangenen Epoche.

    Gleichstellung ist dann gefährlich, wenn sie zur Gleichschaltung und zu Denkblokkaden (ver)führt.

    Rainer Schnittka

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