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lebe deinen Traum!

Am liebsten beides!

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Mittwoch 29. April 2009

Gibt es den neuen Mann respektive die neuen Väter und wenn ja in welcher Anzahl und Qualität? Mit diesen Fragen beschäftigen sich im Moment wieder viele Autoren und Tagungen. Angeregt durch den gestrigen Vortrag von Gisela Erler zum Thema ‚Risiko Familie? Wie viel Mutter braucht das Kind?‘ beim Familienservice in Düsseldorf, bei dem sie unter anderem die Brigitte Studie ‚Kind? Beruf? Am Liebsten beides!’ aus dem Jahr 1988 erwähnte, habe ich mich auf Spurensuche begeben.

Das Buch selber ist nicht mehr erhältlich, aber ein Beitrag aus dem Hamburger Abendblatt vom 8. Oktober 1988 gewährt Einblicke in zentrale Ergebnisse der Studie und straft das politische Kurzzeitgedächtnis vieler Kommentatoren der aktuellen Diskussion und der verantwortlichen PolitikerInnen.

‚ … Kinderfeindlich sind nicht die jungen Frauen und Männer, wie angesichts niedriger Geburtenrate oft unterstellt wird, kinderfeindlich ist unsere Gesellschaft. Ein vernichtendes Urteil. Gefällt von 637 Paaren, die das Deutsche Jugendinstitut im Auftrag der Frauenzeitschrift „Brigitte“ zum Themenkomplex „Kind? Beruf? Oder beides?“ befragte.

Geahnt haben wir es ja schon immer, doch nun liegen neueste Zahlen vor, die uns ganz gewiss noch heftig bewegen werden. Junge Paare zwischen achtzehn und dreiunddreißig Jahren wollen mindestens ein Kind. Kinder sind der „Sinn des Lebens“ für 72 Prozent der Frauen und 71 Prozent der Männer, die damit Freude, Selbstbewusstsein, Jugend verbinden.

Junge Eltern wollen aber auch berufstätig sein. Frauen und Männer bewerten übereinstimmend außerhäusliche Arbeit positiver als Hausarbeit. Nicht wirtschaftliche Notwendigkeit steht dabei für sie im Vordergrund, die Berufswelt bietet Urnen vielmehr Kontakte, Verantwortung, Chancen, Prestige, aber eben auch finanzielle Unabhängigkeit. Karriere im harten Sinne wollen die meisten gar nicht machen, interessant soll die Arbeit sein (sagen 90 Prozent der Männer und 87 Prozent der Frauen), und das Privatleben soll möglichst wenig darunter leiden (81 Prozent der Männer, 82 Prozent der Frauen).

Aber die Verhältnisse, die sind nicht so. Das Dilemma beginnt, wenn beides unter einen Hut gebracht werden soll. Kind und Beruf zu haben, ist für Männer selbstverständlich, für Frauen gut das nur bedingt. Wen wundert’s da noch, dass Männer wie Frauen der Meinung sind, dass es Männer im Allgemeinen und Leute ohne Kinder im Besonderen besser haben als diejenigen mit Kindern?

Um Schluss zu machen mit der traditionellen Rollenverteilung, um den realen Wünschen der Paare entgegenzukommen, muss sich viel ändern. Im Denken der Partner, Politiker, Arbeitgeber.

Wo anfangen, wo aufhören? Verlängerung des Elternurlaubs auf drei Jahre, Erhöhung des Erziehungsgeldes, um einen zeitweiligen Ausstieg auch für Väter attraktiv zu machen – mit dem Effekt, dass nicht nur die Einstellung einer Frau für Arbeitgeber ein vermeintliches Risiko ist.

Kinderbetreuung ist ein zentraler Punkt, dazu gehören eine ausreichende Zahl von Kindergärten mit flexiblen Öffnungszeiten, familienfreundliche Schulzeiten, Hausaufgabenhilfe, um die Mütter von ihrer Aufgabe als Hilfslehrerinnen zu entlasten.

… Arbeitszeitverkürzung für alle, auch unter Hinnahme von Einkommenseinbußen, scheint die gerechteste Lösung zu sein. Schließlich leiden auch viele erwerbstätige Väter darunter, ihre Kinder viel zu selten zu sehen.

… Und wie sieht es bei den Männern aus? Ihre Lebens- und Berufsplanung wird von einem Kind nicht unterbrochen. Für sie gibt es kein „entweder – oder“ sondern nur ein „sowohl – als auch“. Mit Ausnahme einiger Exoten, die sich, für eine Übergangszeit oder langfristig, aus dem Berufsleben zurückziehen. Gleichzeitig mit der „Brigitte“-Studie kamen die Untersuchungsergebnisse der Berliner Soziologen Michael Bolle und Burkhard Strümpel über „Teilzeitarbeitende Männer und Hausmänner“ auf den Markt

Der Rollentausch wird den Familienvätern schwer gemacht: vom Arbeitgeber, von den Kollegen, von den Eltern. Und: er fällt auch subjektiv schwer. Putzen, waschen, bügeln, aufräumen, kochen, Kinder an- und ausziehen – Hausarbeit ist Sisyphus-Arbeit, Arbeit, die immer wieder von vorne anfängt. Auch Hausmänner leiden unter dem Hausfrauen-Syndrom. Sie tröstet allenfalls, dass sie zur Avantgarde der „neuen“ Männer gehören.

Kind? Beruf? Am Liebsten beides! Aus dem Generationenvertrag muss ein Geschlechtervertrag werden!’

Die Themen sind also schon lange auf der Tagesordnung, EMMA hat sogar schon 1979 eine Titelgeschichte den Vätermonaten gewidmet. Es ist also schon mindestens 30 Jahre an der Zeit, das aus Reden endlich handeln wird!

Quelle

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Ein Kommentar zu “Am liebsten beides!”

  1. Dorian Rende sagt:

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