Weichflöten bei Wickelpedia
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Samstag 21. März 2009
Pünktlich zum Erscheinungstermin seines Buchs ‚Wickelpedia – Alles, was man(n) übers Vaterwerden wissen muss’ bekommt Constantin Gilles in der Süddeutschen Gelegenheit, seine Ansichten über Väter und Männer zu äußern und sich entgegen der Ankündigung nicht als moderner, sondern als suchender Mann, zwischen Modernität und Konservativismus oszillierend, zu präsentieren.
Der freie Wirtschaftsjournalist Constantin Gillies hat zwei kleine Kinder und arbeitet Teilzeit.
sueddeutsche.de: Männer, die in ihrer Vaterrolle aufgehen, bezeichnen Sie als „Warmduscher“ oder „Weichflöten“. Warum sind Sie so gemein?
Gillies: (lacht) Ich glaube, dass manche Leute ihrem eigenen Gesinnungsterrorismus erliegen. Selbst bei Nieselregen sind sie auf dem Spielplatz, füllen das Sandförmchen 30, 40 Mal. Wenn die mir nachher sagen: „Das Schönste was es gibt, ist, Zeit mit meinem Kind zu verbringen“, denke ich mir: Das glaubt Ihr doch selbst nicht! Vielleicht mangelt es mir ja auch an Phantasie, aber ich finde, hier wäre mehr Realismus angebracht.
sueddeutsche.de: Beschreiben Sie doch mal den Unterschied zwischen dem konventionellen und dem „neuen“ Typ Vater.
Gillies: Der „alte“ Typ Vater lernte sein Kind vor der Pubertät kaum kennen, weil er den ganzen Tag arbeitete. Früher hatte er, wenn überhaupt, eine Nebenrolle. Inzwischen will er eine Hauptrolle spielen und ein bisschen mehr mitmachen, bei allem. … Dass der Vater die Zeit zwangsweise im ersten Lebensjahr beim Kind sein muss, halte ich für Quatsch. Das ist genau die Zeit, in der das Kind mit dem Vater überhaupt nichts anfangen kann.
sueddeutsche.de: Reden wir doch mal davon, was die Väter eigentlich wollen.
Gillies: Ich glaube, die Väter sind geprägt von einem diffusen Gefühl. Die Zahl der Väter, die wirklich nur noch Teilzeit arbeiten wollen, ist verschwindend gering, weil sie insgeheim ahnen, dass das eine Menge Arbeit nach sich zieht.
sueddeutsche.de: Was ist Ihrer Meinung nach die größte Angst der Männer in Bezug auf ihre Vaterrolle?
Gillies: Dass sie aufgerieben werden zwischen der Aufgabe als Hauptverdiener und als Bezugsperson. Die Theorie von der Work-Life-Balance funktioniert einfach nicht, und selbst wenn es einem gelingt, bleibt es wahnsinnig anstrengend.
sueddeutsche.de: Haben Väter wirklich so wenig zu lachen mit ihren Kindern?
Gillies: Ganz ehrlich: Erst mit zwei Jahren fing es für mich an, lustig zu werden. Vorher war das richtig harte Arbeit, und die hat zu 95 Prozent des Tages keinen Spaß gemacht. Väter wären besser bedient, wenn sie ihre Kinder im Alter von zwei bis drei Jahren betreuen würden, da hätten alle was davon. Davor interessieren sich die Kleinen nur für Wesen mit Brüsten.
sueddeutsche.de: Sie sprechen von „Spaß“ – die Mütter können sich den Luxus nicht leisten, zu sagen: keine Lust auf Säuglingspflege.
Gillies: Sie tun sich dafür auch wesentlich leichter. Es ist nunmal so, dass sich ein Mann an seine neue Rolle erst einmal gewöhnen muss. Ein Tag mit dem Kind ist für uns extrem schwierig, weil wir bei Null anfangen. Die meisten Mütter beherrschen das von Natur aus.
Ich denke, dass ist nicht der einzige Punkt an dem Herr Gilles irrt, aber es ehrt ihn, dass er seine Erfahrungen und Ansichten ehrlich aufgeschrieben hat und öffentlich vertritt.
Sonntag 22. März 2009 um 15:28
Das Interview macht jedenfalls mir keine große Lust, dieses Buch überhaupt zu lesen. Wen interessieren schon Stammtisch-Thesen übers Vaterwerden. Aber Herr Gilles will sicher nur polarisieren.
Donnerstag 30. April 2009 um 20:58
Wickelpedia – Deutschlands erstes Papa-Lexikon…
Es ist mit Sicherheit eines der lustigsten Bücher, welches ich in den letzten Jahren gelesen habe: es heißt „Wickelpedia“, stammt von Constantin Gillies und soll Deutschlands erstes Papa-Lexikon sein.
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Mittwoch 13. Mai 2009 um 19:25
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