Es fehlen die positiven Vorbilder für Väter
Erstellt von Hans-Georg Nelles am Montag 19. November 2007
Im Gespräch mit den Aachener Nachrichten äußert sich der Familienforscher Fthenakis zu den aktuellen Zahlen von Vätern in der Elternzeit und nennt die Rahmenbedingungen, unter denen das angestrebte Ziel von 25% in den nächsten drei Jahren erreicht werden kann.
Vehement weist er die von vielen JournalistInnen geäußerte Ansicht, die aktuelle Zahl von 9,6% sei enttäuschend, zurück.
‚ Viele Männer scheinen also mehr in der Familie tun zu wollen, aber sie tun es nicht.
Fthenakis: Diese Formulierung ist nicht zutreffend. Nicht die Männer sind verantwortlich dafür, sondern das System. Die zehnjährigen Untersuchungen der LBS-Familienstudie haben ergeben, dass die Familie nach der Geburt des ersten Kindes zu einer Traditionalisierung der Geschlechterrollen gezwungen wird. Und zwar deshalb, weil das Einkommen der Mutter wegfällt und derjenige, der mehr verdient, noch stärker in den Beruf einsteigen muss – also in der Regel noch der Mann.
Was läuft falsch im «System»?
Fthenakis: Die jungen Männer und Frauen bevorzugen ein Modell, das auf Gleichberechtigung aufbaut. Sie wollen beide arbeiten und Geld verdienen, beide im Haushalt anpacken und möglichst viel gemeinsam erleben. Aber dieses Modell der Gleichheit mutiert nach der Geburt des ersten Kindes zu einem Modell der Ungleichheit: Die Frau bleibt in der Regel zu Hause, der Mann muss arbeiten. Gleichzeitig übernimmt die Mutter den Löwenanteil im Haushalt, der Vater ein knappes Drittel.
Diese Traditionalisierung betrifft das gesamte Zusammenleben – und widerspricht zutiefst den geäußerten Bedürfnissen von Männern und Frauen. Das drückt sich in einer massiven Verschlechterung der Partnerschaftsqualität aus. Kommunikation, Zärtlichkeit und Sexualität lassen rapide nach, Konflikte nehmen zu. Und damit verschlechtert sich die Vater-Kind-Beziehung, nicht jedoch die Mutter-Kind-Beziehung. Das dämpft auch weitere Kinder-Wünsche von Vätern. Sie ziehen sich immer mehr aus der väterlichen Verantwortung zurück.’
Das ganze Interview finden Sie hier.