Als Tim die weiterführende Schule mit 17 ohne Abschluss
verlassen musste, bricht für Andreas Seltmann eine Welt zusammen. Nach heftigem
Hadern mit der Situation packte ihn eine folgenreiche Idee: Eine Vater-Sohn-Auszeit,
in Neuseeland.
Vater und Sohn gemeinsam über 3700 km 30 Tage lang 24
Stunden am Tag. Zusammen stellen sie sich als Team den Herausforderungen des
Unterwegsseins. Offen und neugierig lassen sie sich auf Begegnungen und
überraschende Wendungen ein. Wie von selbst ergeben sich Gespräche über das
Leben und den Tod, über Familiengeheimnisse, über die Liebe und
Männerfreundschaften, über Väter und Söhne.
In berührend persönlichen Briefen an die Familie und an
Freunde, fiktive und verstorbene Personen, reflektiert Andreas Erlebtes,
Erkenntnisse und Gefühle und hinterfragt seine Verantwortung als Vater. Den
ersten Brief schreibt er aus dem Flieger an seine Frau:
„Ich habe dir nie erzählt, dass der Augenblick, als unser
Sohn zur Welt kam, mein Verhältnis zu meinem Vater komplett verändert hat. In
dem Moment, als Tim auf die Welt gekommen war, habe ich von einer Sekunde auf
die andere tief in mir gespürt, dass nun sein Leben ganz eng mit meinem Leben
verwoben sein wird. Ich habe mit einem Mal meinen Vater in einem anderen Licht
gesehen. Mir wurde klar, welche Verantwortung er angenommen hatte. Mit einer
ungeheuren Klarheit spürte ich, dass von nun an nichts mehr so ist, wie es
vorher war.“
Neuseeland ist derzeit wegen Corona nicht erreichbar, dieses
Buch ist für die Vater-Sohn Wanderung durch den Harz oder das Sauerland aber genauso
gut geeignet. Für die ersten Schritte reicht ein verlängertes Wochenende.
Andreas Seltmann, NeuseeSOHNland, Wie aus 30 Tagen Auszeit
unsere allerbeste Vater-Sohn-Zeit wurde, Verlag Sorriso GmbH, 26,90 €
… setzen sich Kim Kindermann und Wiebke Porombka im Gespräch
mit Frank Meyer in der Sendung Lesart auseinander.
Ratgeber für Väter gibt es inzwischen viele – was sie
gemeinsam haben, beschreibt Kim Kindermann aus unserer Sachbuchredaktion. Auch
neue Romane stellen die Beziehung zum Vater in den Mittelpunkt:
Literaturredakteurin Wiebke Porombka mit Empfehlungen.
Wie werde ich ein guter Vater? Was ist ein guter Vater? In
mehr als 70 Titeln sei dieses Thema allein in den zurückliegenden anderthalb
Jahren verhandelt worden, sagt die Sachbuchredakteurin des Deutschlandfunks
Kultur Kim Kindermann – darunter auch in etlichen Kolumnen-Büchern, in denen
Männer über ihren chaotischen Alltag mit Kindern schreiben.
In den Romanen hingegen geht der Blick zurück, stellt unsere
Literaturredakteurin Wiebke Porombka fest. Autoren wie Matthias Brandt in
„Blackbird“ und Frank Witzel in „Inniger Schiffbruch“ schreiben über Väter, mit
denen sie in den 1960er und -70er Jahren aufwuchsen.
„Das sind nicht mehr die Nazi-Väter, mit denen sich die
Protagonisten auseinandersetzen. Das sind aber trotzdem Väter, die durch den
Zweiten Weltkrieg Traumatisierungen erlitten haben“, sagt Porombka.
Es seien die „anwesenden abwesenden Väter“ – Väter, die
schweigen oder nur mit einer starren Hülle an Verhaltensweisen durch den Alltag
kommen. Und denen auch mal die Hand ausruscht.
In Bov Bjergs Roman „Serpentinen“ bringt sich
der Vater um. Nora Gantenbrinks „Dad“ ist ein Hippie-Vater. Auch er
ist abwesend, er vergisst seine Tochter regelrecht.
Im Sachbuchbereich dominiere hingegen ein positiver Umgang mit den Anforderungen an den „modernen Vater“, betont Kindermann. Auch Väter hätten heute Angst davor, plötzlich Kinder zu haben. Sie würden sich dem aber stellen und damit auseinandersetzen – nicht zuletzt, weil die Gesellschaft und die Frauen, respektive Mütter, dies einforderten.
In Berlin wurde Christian Meyn-Schwarze, begeisterter Papabüchersammler und -vorleser, mit dem 1. Platz des Deutschen Lesepreis 2018 in der Kategorie „herausragendes individuelles Engagement in der Leseförderung“ ausgezeichnet.
Die ‚Stiftung Lesen‘ und die Commerzbank-Stiftung haben den Deutschen Lesepreis am 21. November im Berliner Humboldt Carré an 16 Personen und Einrichtungen verliehen, die sich nachhaltig für die Leseförderung einsetzen. Die Auszeichnung, die unter der Schirmherrschaft von Prof. Monika Grütters (Staatsministerin für Kultur und Medien) steht und mit 25.000 Euro dotiert ist, wird in sechs Kategorien vergeben, u.a. für »Herausragendes individuelles Engagement«. Und hier hat der Hildener ‚Erfinder der literarischen Papa-Zeit‘ und Leiter eines mobilen Mitmachzirkus Christian Meyn-Schwarze den 1. Preis entgegennehmen dürfen. Herzlichen Glückwunsch, Christian!