der VÄTER Blog

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Archiv für die 'Vater werden' Kategorie

Kurze Anmerkungen zur Bindungssicherheit von Vätern

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 14. März 2023

… Die Tatsache, dass die Mutter ihrem Kind am Anfang seines Lebens körperlich näher ist als der Vater, vermindert dessen Fähigkeiten bei der Betreuung und Versorgung seiner Kinder nicht. In Stresssituationen gilt der ‚hinreichend gute‘ Vater nach der Mutter als wichtigste Bindungsperson für das Kind und gibt dem Kind ebenfalls das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit.

Die Bindungssicherheit, die Kinder an ihre Väter entwickelt haben. Ist recht stabil. Eine Längsschnittstudie an 112 Vätern und ihren Kindern, die im Alter von 13 Monaten und 3 Jahren untersucht worden waren, zeigte nicht nur eine hohe Stabilität über diesen Zeitraum, sondern auch, dass die Bindungssicherheit der Kinder mit einer langfristigen Zunahme der väterlichen Feinfühligkeit verbunden war – sicher Kinder sind also eine gute Entwicklungschance für Väter!

Inge Seiffge-Krenke, Väter, Männer und kindliche Entwicklung, Mainz 2015, S.15

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Werden Großväter ‚neue Väter‘?

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 10. März 2023

In dieser Studie aus dem Jahr 2010 untersuchten Penny Sorensena und Neil J. Coopera, wie 14 Großväter, die in einem ländlichen Gebiet im Osten Englands leben, ihr Großvatersein und -werden verstehen. Mit den Großvätern wurden locker strukturierte Interviews geführt, um ihnen die Möglichkeit zu geben, über die Themen zu sprechen, die sie für wichtig hielten. Mit Hilfe der ‚Grounded-Theory‘ wurde die Großvaterschaft in den Lebensgeschichten der Teilnehmer verortet, wobei drei Hauptelemente im Vordergrund standen: das Mann-Werden, die Aufrechterhaltung der Männlichkeit während der Vaterschaft und die potenzielle Neupositionierung der Männlichkeit als Großvater. Diese Studie zeigt, dass die Großvaterschaft vor allem eine individuelle Erfahrung ist.

Zu Beginn der Studie stellen die Autor*innen die bisherige Forschungslage dar. Großelternschaft hat ihrer Auffassung nach in der Forschung einige Aufmerksamkeit erregt, aber ältere Menschen in Familien wurden tendenziell stereotypisiert oder übersehen und bei der Untersuchung von Großeltern bedeutet der Begriff „Großeltern” meist „Großmutter. Ältere Männer erden als unsichtbare Männer beschrieben, die in der Forschung häufig vernachlässigt werden.

Die frühe Forschung zur Großelternschaft verknüpfte die Großmutterschaft mit geschlechtsspezifischen Betreuungsaufgaben und positionierte Großväter als Randfiguren. Eine Studie über Familien in East London aus dem Jahr 1957 lieferte einige der ersten Erkenntnisse über die Beziehungen zwischen Rentnern und ihren Kindern, zeigte aber insbesondere die Bedeutung der Mutter-Tochter-Beziehung auf, insbesondere den gegenseitigen Austausch bei häuslichen und pflegerischen Tätigkeiten.

Mit dem Wandel der Familienstrukturen und dem Eintritt von mehr Frauen in den Beruf wird der potenzielle Wert von Großeltern in der britischen Politik zunehmend anerkannt. Dementsprechend hat die Forschung zur Großelternschaft zugenommen, wobei anerkannt wird, dass sie routinemäßige Unterstützung bei der Kinderbetreuung und Hilfe in Krisenzeiten, z. B. bei Beziehungsabbrüchen, leisten.

In dem politischen Diskurs wird nach wie vor davon ausgegangen, dass Großmütter oder geschlechtsneutrale “Großeltern” an der Familienbetreuung beteiligt sind. Diese Position wird von der zeitgenössischen Forschung geteilt, die an den traditionellen Erwartungen an Frauen als „Angehörigenpflegerinnen” festhält, die für die Aufrechterhaltung von Familienbeziehungen über den gesamten Lebensverlauf hinweg von zentraler Bedeutung sind.
Es wird davon ausgegangen, dass diese Identitätsnorm das Engagement von Großmüttern für ihre Enkelkinder fördert. Im Gegensatz dazu war für viele Männer, die Großväter sind, die Arbeit die Grundlage ihrer Identität, und männliche Berufe schlossen Betreuungsarbeit aus, insbesondere für die Generation, die in den 1950er und 1960er Jahren ins Berufsleben eintrat. Ohne Erfahrung in der Pflegearbeit können ältere Männer in der Familienforschung ins Abseits geraten.

In einer US-amerikanischen Arbeit über Großelternschaft wurden 1964 fünf verschiedene Stile der Großelternschaft entwickelt: formell; spaßsuchend; Reservoir der Familienweisheit; distanzierte Figur; und Elternersatz. Die „formelle” Rolle wurde von etwa einem Drittel der Großväter und Großmütter eingenommen, die sich an das hielten, was sie als „richtige” Bindung ansahen, während sie eine Trennung zwischen Elternschaft und Großelternschaft aufrechterhielten. Die Rolle des Vergnügungsträgers, die als Freizeitbeschäftigung und Quelle des Selbstgenusses charakterisiert wird, wurde von 24 % der Großväter und 29 % der Großmütter eingenommen. Die Rolle des Reservoirs der Familienweisheit wurde von 6 % der Großväter und 1 % der Großmütter eingenommen. Die Rolle der distanzierten Figur, die wenig soziales oder emotionales Engagement für die Enkelkinder beinhaltet, wurde von 29 % der Großväter gegenüber 19 % der Großmütter angegeben. Während 14 % der Großmütter eine elterliche Betreuungsrolle übernahmen, waren keine Großväter in dieser Funktion zu finden.

20 Jahre später fanden weitere Studien heraus, dass Großmütter sich stärker engagierten, wenn die Enkelkinder noch klein waren, während das Engagement der Männer mit zunehmendem Alter der Kinder zunahm. Und, dass Großväter den Wunsch nach einer kontinuierlichen Beziehung zu ihren Enkelkindern haben und ein starkes emotionales Engagement zeigen. Großväter üben ihre Großelternschaft auf individuelle Weise aus und vermischen ihre Rollen oft.
Sich für die Familie einzusetzen und zu ihrem Wohlergehen beizutragen, kann auch als generative Tätigkeit betrachtet werden. Männer und Frauen können nach Abschluss der Erziehung der eigenen Kinder Aspekte ihrer selbst, die sie verdrängt haben, zurückgewinnen. Insbesondere Männer, die für die elterliche Rolle als Ernährer und Verteidiger der Familie ihre fürsorglichen Züge aufgegeben haben, können nach dem Wegfall der elterlichen Verantwortung diese Eigenschaften zurückgewinnen und beginnen, „Sinnlichkeit, Zugehörigkeit und mütterliche Tendenzen” zu zeigen.

“Als Mann hatte man nicht wirklich viel mit seinen Kindern zu tun, man musste es auch nicht. Das hat nur deine Frau gemacht. Es war nicht so wie heute, wo alles aufgeteilt werden muss und jeder zuerst darüber spricht und all das. Die Kinder waren ihr Ding.”

Als Ergebnis der 14 Interviews halten die Autor*innen fest, dass die Gespräche über die Großvaterschaft mit denen über die Kindheit und die Vaterschaft einhergingen. Die eigenen Kindheitserfahrungen beeinflusste die Art von Vätern, die die Männer wurden, und diese wiederum beeinflusste die Art von Großvätern, die sie wurden.
Der historische Kontext, Zweite Weltkrieg und Wehrdienst, prägte die Karrierewege vieler Männer, aber auch die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung in den Familien machte sie zu Ernährern. Die Erwerbsarbeit war ein zentrales Element ihrer männlichen und väterlichen Identitäten. Als Ernährer beschrieben sie, dass sie durch die Geburt von Kindern länger arbeiten mussten, was bedeutete, dass sie weniger Zeit mit ihren Kindern verbringen konnten. Die Vaterschaft wurde zwar als positiv beschrieben, sie hatten aber nicht so viel mit den Kindern zu tun, da die Mutter die zentrale Familienfigur war.

Die Mehrheit der Männer betrachtete die Großvaterschaft als eine Gelegenheit, neue und enge Beziehungen zu den Kindern in der Familie aufzubauen. Der Verwandtschaft spielte dabei keine Rolle, es wurden keine Unterschiede zwischen Stiefenkeln und leiblichen Enkeln gemacht. Diese Männer waren nicht die in der 1980er Jahren beschriebenen „distanzierten Großvaterfiguren“. Vielmehr waren sie aktive Mitgestalter von Beziehungen, und diese Rolle war von zentraler Bedeutung für ihre Selbstidentität.
Enkelkinder, insbesondere Enkel, ermöglichten den Männern einen Zugang zur Emotionalität und schufen eine Nähe, die sie mit ihren Kindern nur selten erlebt hatten. Während väterliche Identitäten sozial und historisch konstruiert sind und entsprechende Vorstellungen davon haben, wie „gute Vaterschaft” ausgeübt wird, scheint Großvaterschaft stärker individualisiert zu sein. Großvaterschaft bietet einen „Spielraum“ bei der Schaffung neuer männlicher Identitäten innerhalb der Familie.

Diese Studie zeigt die Bedeutung des Vaters als Versorger im Leben von Männern, die jetzt Großväter sind. Sorensena und Coopera halten es für wahrscheinlich, dass die heutigen Väter, die sich mit der Erwartung des engagierten Vaters auseinandersetzen, die Großvaterschaft anders umsetzen und erleben als ihre Väter. Die Teilnehmer dieser Studie beschrieben, dass sie als Väter ein Leben am Rande ihrer Familien führten, was es ihnen erschwerte, aktiv an den Alltagserfahrungen ihrer Kinder teilzuhaben. Als Großväter waren diese Männer im Leben ihrer Enkelkinder präsent und nahmen diese Rolle mit Begeisterung an. Im Gegenzug beeinflussten die Enkelkinder das Leben der Männer, indem sie eine Quelle demonstrativer Emotionalität einbrachten, die ihnen in ihrer Erfahrung als Väter fehlte.

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Es geht nicht darum, ein Teenager zu sein, es geht um die Mutterschaft

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 4. März 2023

In der dritten Ausgabe der monatlichen Webinar-Reihe begrüßt das Team von „Following Young Father’s Further“ Dr. Aniela Wenham und Judith Cork, um ihre Forschungen mit jungen Müttern zu diskutieren.

„Es geht nicht darum, ein Teenager zu sein, es geht um die Mutterschaft.” Das „Problem” der jungen Mutterschaft neu formulieren.

Judith Cork (Koordinatorin des Programms für junge Eltern, Romsey Mill) ist seit mehr als 20 Jahren in der Jugendarbeit tätig und arbeitet seit 2009 in Romsey Mill, insbesondere mit jungen Eltern. Romsey Mill arbeitet sowohl mit jungen Müttern als auch mit jungen Vätern und bietet ein breites Spektrum an Unterstützung in Einzel- und Gruppensettings. Romsey Mill ist auch vom Cambridgeshire County Council beauftragt, die Unterstützung für junge Eltern in der gesamten Grafschaft zu koordinieren. Inspiriert durch ihre Unterstützungsarbeit führte Judiths Wunsch, Veränderungen für Familien auf systemischer oder gesellschaftlicher Ebene herbeizuführen, dazu, dass sie ein Teilzeitstudium der Gemeindepsychologie an der Universität Brighton absolvierte.

Die Präsentation gibt Einblicke in ein Forschungsprojekt, das untersucht, wie junge Mütter in der heutigen englischen Gesellschaft konstruiert sind. Mithilfe der kreativen Methode des Photovoice wurden von ehemaligen jungen Müttern aufgenommene Fotos mit Bildunterschriften erstellt, die in Online-Fokusgruppen mit Hebammen und jungen Müttern diskutiert und anschließend in einer öffentlichen Online-Ausstellung mit einer begleitenden qualitativen Umfrage gezeigt wurden.

Die Ergebnisse der Studie stellen negative Stereotypen über junge Mütter in Frage, und in dieser Präsentation wird argumentiert, dass defizitorientierte Diskurse über „problematische” junge Mütter durch einen neuen Diskurs ersetzt werden sollten, der junge Mütter als Mütter identifiziert, die eher Empathie und Verständnis als Kritik und Sanktionen verdienen.

Anmeldung unter https://www.eventbrite.co.uk/e/researching-with-young-mothers-tickets-560353019967

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‘THINK DAD! A Father-inclusive Toolkit for Professionals’

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 24. Februar 2023

Am 20. Februar 2023 haben das Following Young Fathers Further-Team und die North East Young Dads and Lads (NEDYL) das “Think Dad! Vorgestellt. Das Toolkit wurde gemeinsam mit jungen Vätern entwickelt und richtet sich an Fachkräfte und Dienste, die ihre Arbeit mit jungen Vätern (bis 25 Jahre) verbessern wollen. 

Dieses interaktive Toolkit enthält Ressourcen, Aktivitäten und Ratschläge, wie Sie väterintegrative Ansätze in der Praxis anwenden können, die sowohl Müttern und Kindern als auch Vätern zugute kommen. Das Toolkit stellt die Stimmen und Erfahrungen junger Väter in den Vordergrund und bietet darüber hinaus Anleitungen für eine bessere Unterstützung von Vätern im Allgemeinen. 

Dieses Toolkit wurde von North East Young Dads and Lads mit Unterstützung des Forschungsteams Following Young Fathers Further der Universität Lincoln entwickelt. Dem Co-Creation-Team gehörten die jungen Väter und Peer-Forscher Robert Oughton und Jordan Richardson von North East Young Dads and Lads an, die sich beide für die Verbesserung der Elternschaft und der Unterstützungserfahrungen junger Männer engagieren, die in jungen Jahren Eltern werden.

NEYDL ist ein einzigartiger Jugendhilfedienst, der jungen Männern und jungen Vätern helfen will, eine aktive und sinnvolle Rolle im Leben ihrer Kinder, in der Familie und in der Gesellschaft zu spielen. Das Projekt “Following Young Fathers Further” (FYFF), das vom UKRI Future Leaders Fellowship Scheme finanziert wird, ist eine vierjährige qualitative Längsschnittstudie an der Universität Lincoln, die den Erziehungsverlauf und den Unterstützungsbedarf junger Väter (unter 25 Jahren) untersucht. 

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Glückwunsch und echt großartig, dass du so jung Vater geworden bist!

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 13. Februar 2023

… dass bekommen jugendliche Väter eher selten zu hören. Eine Vaterschaft in ihrem Alter wird als riskant und unverantwortlich betrachtet. Ohne abgeschlossene Ausbildung und vielfach in prekären Lebensverhältnissen Vater zu werden gehört sich nicht. Wenn schon Sex, dann bitte mit Verhütung.

Jugendliche Väter werden beschämt und ihre Vaterschaft wird problematisiert, gesellschaftlich anerkannte positive Bilder existieren nicht. Das war und ist die Ausgangslage des Verbundprojekts ‚… jugendliche Väter im Blick‘.
Die Projekte in Osnabrück, Rheydt und Düsseldorf machen jungen Männern niedrigschwellige Angebote und tragen dazu bei, dass die jungen Väter von bestehenden Hilfsangeboten erreicht werden und ihre Ressourcen für ihre Kinder einsetzen können. Gleichzeitig wird eine gesellschaftliche Debatte zur Bedeutung jugendlicher Väter angestoßen

Bei dieser Fachtagung werden die beiden Keynote Speakerinnen, Dr. Kim Bräuer und Prof. Anna Tarrant zunächst ihre aus wissenschaftlicher Perspektive und praktischen Erfahrungen mit jugendlichen Vätern gespeiste Expertise vortragen.

In den vier Workshops am Nachmittag haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich mit den in verschiedenen Projekten gemachten Erfahrungen insbesondere mit dem Blick auf die Zugänge zu und die Erreichbarkeit von jungen Vätern auseinanderzusetzen und neue Ansätze kennenzulernen.

… jetzt anmelden

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Maenner.ch startet Plattform zur Geburtsvorbereitung

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 7. Februar 2023

Niudad.ch will Männer auf ihre neue Rolle als Vater vorbereiten. 

Vatercrashkurse, Tests und Checklisten – die neue Plattform Niudad.ch soll werdenden Vätern dabei helfen, sich auf ihre neue Rolle vorzubereiten. Wie der Dachverband der Schweizer Männer- und Vaterorganisationen Männer.ch in einer Mitteilung schreibt, starte der Schweizer Durchschnittsmann bislang mit wenig Wissen, Vorbildern und Vernetzung ins Abenteuer Vaterschaft– so auch Metin (36). .

‚Für werdende Väter gibt es kaum Angebote und Ressourcen‘

Er wurde letztes Jahr Vater von Zwillingen. ‚Die ersten Wochen waren sehr anspruchsvoll.‘ Vor der Geburt seiner Söhne habe er sich nicht vorstellen können, was es brauche, um ein engagierter Vater zu sein, und was man bei der Kindererziehung alles beachten müsse. ‚Für werdende Väter gibt es kaum Angebote und Ressourcen. Alles, was ich damals gefunden habe, war zu Finanzen und Versicherungen, nicht zum Vatersein selbst.‘ Wie er sagt, wusste er während der Schwangerschaft seiner Partnerin nicht, wohin mit seinen Fragen. ‚Ich habe in meinem näheren Umfeld nicht viele Freundinnen und Freunde, die Eltern sind.‘ Einige Informationen habe er sich online zusammengesucht.

‚Viele haben Mühe damit, über ihre Ängste und Fragen zu sprechen‘

‚Es ist heute immer noch so, dass sich Frauen viel stärker aufs Elternsein vorbereiten als Männer‘, sagt Thomas Neumeyer, Leiter Kommunikation von Männer.ch. Regelmäßige Arztbesuche und Beratungen der werdenden Mutter seien Gründe dafür. Zudem sei ein Großteil der zur Verfügung stehenden Literatur zu Kind und Geburt auf Frauen ausgerichtet.

Jungen Männern fehle es hingegen oftmals an Gelegenheiten, sich über die zukünftige Rolle auszutauschen. ‚Auch haben viele Männer Mühe damit, über ihre Ängste und Fragen zu sprechen.‘ Diese würden vielfach einfach totgeschwiegen. ‚Das muss sich ändern.‘

Mit der Plattform Niudad.ch wollen Neumeyer und sein Team deshalb den Austausch unter neuen Vätern aktiv fördern und ihnen in Kursen und Beratungen die Möglichkeit geben, von den Erfahrungen anderer zu profitieren. 

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Verständnisvoller Spielkamerad statt abwesender Ernährer

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 6. Februar 2023

Studie der TU Braunschweig und FH Kiel gibt Einblicke in Selbstbild und Selbstverständnis von Vätern

Wie nehmen Väter sich selbst und ihre Familie wahr? Haben sie Probleme, Vaterschaft und Berufstätigkeit zu vereinbaren? Wie sieht es mit der Geschlechtergerechtigkeit und der Arbeitsorganisation im Familienalltag aus? Diese und andere Fragen untersuchten Sozialwissenschafter*innen der Technischen Universität Braunschweig und der Fachhochschule Kiel in ihrer Studie „VAPRO – You don’t need to be Superheroes“.

(c) Kim Bräuer

Die Rolle von Vätern ist in den vergangenen Jahren immer mehr in den gesellschaftlichen Fokus gerückt. Debatten wie #dazuhatpapanichtszusagen, Diskussionen um einen 14-tägigen Vaterschutz und nicht zuletzt die Erweiterung der Elternzeit um zwei Vätermonate spiegeln diese Entwicklung wider. „Trotz der vermehrten Diskussion um die Rolle von Vätern ist diese seit einigen Jahren nicht mehr umfassend wissenschaftlich untersucht worden. Diese Lücke wollten wir mit unserer Studie schließen“, erklärt Projektleiterin Dr. Kim Bräuer von der TU Braunschweig. Im Rahmen der VAPRO-Studie befragte das Team um Bräuer und Prof. Dr. Kai Marquardsen von der Fachhochschule Kiel 2.200 Väter online und führten 55 qualitative Interviews. Dabei berücksichtigten sie neben rechtlichen und biologischen Vätern auch Pflegeväter, Väter in Co-Parenting-Konstellationen und homosexuelle Väterpaare. Außerdem wurden nicht nur die Männer selbst befragt, sondern auch die (Eigen-)Darstellung von Vaterschaft in sozialen Medien analysiert.

Das Bild vom Vater, der mit seinem Einkommen die Familie ernährt und mit den Kindern höchstens am Wochenende spielt, ist passé. Tatsächlich ist es Vätern heute vor allem wichtig, ihre Kinder „empathisch und verständnisvoll“ zu erziehen. Das ist eines der zentralen Ergebnisse der VAPRO-Studie. Das Ideal des emotionalen Vaters ist weit verbreitet. So ist es fast 60 Prozent der Väter am wichtigsten, dass sie ihrem Kind bzw. ihren Kindern Zuneigung zeigen. Der Trend zu vermehrter aktiver Vaterschaft sei klar erkennbar, so die Wissenschaftler*innen. Dabei engagieren sich die Väter am häufigsten in der Kinderbetreuung, indem sie zum Beispiel mit den Kindern spielen. Deutlich seltener übernehmen die Väter aktive Erziehungsmaßnahmen.

Das Bild vom Vater als Ernährer dominiert nicht mehr

Ein Großteil der befragten Väter hat sich von dem Bild des Vaters als Ernährer gelöst. Nur rund 12 Prozent von ihnen halten es für ihre wichtigste Aufgabe, der Familie finanzielle Sicherheit zu bieten. „Die von uns befragten Väter haben angegeben, dass ihnen monetäre Werte nicht so wichtig seien, wie soziale oder emotionale Werte“, erklärt Prof. Dr. Kai Marquardsen. In diesem Zusammenhang kritisierten viele der Interviewten ihre eigenen Väter unter anderem als „zu bestimmend“, als „abwesend“ und „mit der Arbeit zu beschäftigt“. Sie nutzen ihre Väter als „negatives Vorbild“ und betonen, dass sie selbst als Vater bewusst anders handeln würden.

Dennoch sind fast 85 Prozent der Väter wöchentlich 40 Stunden oder mehr erwerbstätig, während fast drei Viertel der anderen Elternteile nicht oder maximal 30 Stunden in der Woche arbeiten. Trotzdem nimmt fast jeder zweite Vater an, dass er sich genauso viel um familiäre Angelegenheiten der Kinderbetreuung kümmert, wie der andere Elternteil. Lediglich jeder zehnte Vater übernimmt die meisten Aufgaben der Familienarbeit. Dies sind vor allem Väter, die ihre Erwerbstätigkeit beendet oder deren Umfang reduziert haben, um mehr Zeit für ihre Familie und die Versorgung der Kinder zu haben.

Viele Väter, auch das ist eine Erkenntnis der Studie, geben an, ihren eigenen Vorstellungen guter Vaterschaft nicht gerecht zu werden. „Hier zeigen sich Parallelen zur Mutter als Allrounderin, die im Job erfolgreich sein muss und gleichzeitig liebevoll die Kinder und ihre Verwandten umsorgt“, erklärt Kim Bräuer. „Der Trend geht also weg von der ‚klassischen‘ Rollentrennung hin zu einem ‚Alle-erfüllen-alle-Rollen‘ und dieses möglichst perfekt. Dabei erleben die Väter nicht nur einen Work-Family-Konflikt. Es scheint auch darum zu gehen, sich in ihrem Freundeskreis, in Vereinen oder bei der Versorgung der Eltern einzubringen und ihren Kindern auf diese Weise soziale Werte vorzuleben,“ so Bräuer.

Väter bloggen nicht über Armut

Im Rahmen ihrer Studie haben die Sozialwissenschaftler*innen die Instagram-Accounts von sieben sehr populären Väterbloggern und deren Bild von Vaterschaft analysiert. Hier herrscht das Ideal des zumeist weißen, aktiven Vaters. Vaterschaft in Armut oder Vatersein mit Migrationserfahrung würden hingegen kaum thematisiert, erklärt Prof. Marquardsen. „Das lässt sich damit erklären, dass Armut mit Scham behaftet ist und Väter in Armutslagen sich – auch virtuell – nicht offenbaren wollen. Väter, deren Leben von einem geringen Einkommen geprägt ist oder die auf Leistungen vom Staat angewiesen sind, finden unter Väterbloggern also niemanden in ähnlicher Lebenslage.“ Auch unter #ichbinarmutsbetroffen fanden die Wissenschaftler*innen nur wenige Berichte von Vätern in Armutslagen.

Es sei schwierig gewesen, für Interviews Kontakt zu Betroffenen herzustellen, da diese in besonderer Weise unter dem Druck gesellschaftlicher Normalitätsvorstellungen stünden, erklärt der Kieler Sozialwissenschaftler: „Selbstverständlich finden wir auch unter Vätern in Armutslagen eine Vielfalt im Erleben von Vaterschaft. Aber im Unterschied zu anderen Vätern ist für sie vor allem die materielle Versorgung der Familie wichtigeres Thema. In unseren Interviews wurde deutlich, dass für sie insbesondere Herausforderungen auf materieller Ebene eine Rolle spielen, die bei Vätern in gesicherten Verhältnissen kein Thema waren “, so Marquardsen. „Insgesamt besteht bezüglich des Erlebens von Vaterschaft von Vätern in Armut aber weiter dringender Forschungsbedarf. Nicht zuletzt wissen wir noch zu wenig darüber, welche kurz- und längerfristigen Einflüsse gesellschaftliche Krisenereignisse wie Corona oder eine steigende Inflation auf die Praxis gelebter Vaterschaft in verschiedenen Milieus haben.“

Handlungsempfehlungen für die Praxis

Ziel des Projekts war es auch, Handlungsempfehlungen für Arbeitgeber*innen, Koordinator*innen von Väternetzwerken und politische Akteur*innen zu entwickeln, um die Lebenslagen von Vätern sichtbarer zu machen und ihre Situation und die ihrer Familien nachhaltig zu verbessern. Väterarbeit, so die Empfehlung der Forschenden, solle sich verstärkt auf deren alltägliches Handeln beziehen. Es gehe weniger darum, ein neues Bild von Vaterschaft zu vermitteln, als die Väter stärker in alltägliche Aufgaben einzubinden, erklärt Bräuer: „Es wäre denkbar, Väter aktiv als Elternsprecher anzufragen, Väterschwimmkurse anzubieten oder sie aktiv zum Beispiel in Elternchats anzusprechen.“ Unterstützung wünschen sich die Wissenschaftler*innen außerdem durch entsprechende familienpolitische Reformen. „Das würde es vielen Vätern leichter machen, spezielle Angebote der Arbeitgeber*innen auch tatsächlich anzunehmen.“

Studiendesign

Die VAPRO Studie hatte eine Laufzeit von zweieinhalb Jahren und wurde von der Stabstelle für Chancengleichheit der TU Braunschweig und dem Braunschweiger Zentrum für Gender Studies finanziert. Die Forscher*innen wählten einen Methoden-Mix und werteten 55 qualitative Interviews, eine Online-Umfrage mit bundesweit 2.200 Teilnehmern und sieben Instagram-Accounts von Väterbloggern aus.

Weitere Informationen

Abschlussbericht: https://leopard.tu-braunschweig.de/receive/dbbs_mods_00071776

Projekthomepage: www.tu-braunschweig.de/familienbuero/vaeter

VAPRO-Instagram-Account: https://www.instagram.com/dadsaredads/

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Mensch Papa! Die Wissenschaft vom Vatersein

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 4. Februar 2023

Was macht das Vaterwerden mit Männern? Wissenschaftler untersuchen, wie sich Männer psychisch und physisch während der Schwangerschaft, der Geburt und in den ersten Jahren mit ihren Kindern verändern. Diese Dokumentation geht auf eine Entdeckungsreise und begleitet drei Männer in Deutschland, Frankreich und Schweden während ihres Abenteuers, Papa zu werden und Vater zu sein.

Die arte Dokumentation zeigt, wie sich Männer während der Schwangerschaft, der Geburt und in den ersten Lebensjahren ihrer Kinder verändern, und welche Bedeutung sie dabei für ihre Kinder haben.
Anna Machin, Evolutionsanthropologin der Universität Oxford, erforscht das Verhältnis von Vätern zu ihren Kindern. Die Ergebnisse ihrer Studien belegen, dass gegen Ende der Schwangerschaft und bei der Geburt das Testosteron der Väter sinkt. Das hilft ihnen, liebevoller auf ihre Kinder zu reagieren. Die Forschungsresultate Marian Bakermans-Kranenburgs von der Universität Leiden deuten darauf hin, dass Väter, die bereits in der Schwangerschaft täglich mit ihrem Baby kommunizieren, auch später eine stärkere Bindung zum Kind haben.
Was passiert bei der Geburt mit Männern? Damit hat sich der Gynäkologe Kai Bühling im Rahmen einer Studie beschäftigt. Rund 90 Prozent der Väter erleben die Geburt als positiv – aber es gibt auch Männer, die sich um negative Veränderungen sorgen, vor allem, was die Sexualität angeht. Die Neurobiologin Ruth Feldman aus Tel Aviv hat sich in großangelegten Studien die Gehirnregionen von Müttern und Vätern angeschaut. Ihr Ergebnis: Nicht nur die Gehirne der Frauen, sondern auch die der Männer verändern sich nach der Geburt – vorausgesetzt, sie sind engagierte Väter.

Spannende wissenschaftliche Erkenntnisse, verwoben mit persönlichen Geschichten von Vätern aus drei unterschiedlichen Ländern, ergeben einen faszinierenden Film über das Phänomen des Vaterwerdens und der Wichtigkeit des Vaterseins.

Nächste Ausstrahlung am:

  • Samstag, 4. Februar um 22:50
  • Mittwoch, 22. Februar um 02:00
  • Sonntag, 26. Februar um 07:45

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Die wichtigste Nebenrolle eines Mannes

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 31. Januar 2023

Väter in der Geburtshilfe

Bei einer Geburt stehen die werdende Mutter und das Kind im Zentrum des Geschehens. Das ist unbestritten. Ebenso unzweifelhaft ist jedoch, dass zu diesem Zeitpunkt, vor und in den ersten Wochen nach der Geburt, die Weichen für die zukünftige Arbeitsteilung in der Familie gestellt werden.
Die überwiegende Mehrheit der jungen Männer und Frauen wünschen sich eine partnerschaftliche Aufteilung von bezahlter Erwerbs- und nicht bezahlter Familienarbeit. In der Realität passiert aber das Gegenteil. Die werdenden Eltern kommen als fortschrittliches Paar in die Geburtsklinik und verlassen den Kreißsaal mit einer Rollenaufteilung, die eher der ihrer Großeltern ähnelt als den eigenen Vorstellungen.

Hans-Georg Nelles zeigt in diesem Beitrag auf, was das mit den Strukturen der Geburtshilfe zu tun haben könnte.

Gute Vorbereitung wäre angebracht

Die Entscheidung Vater zu werden, ist heute in den meisten Fällen eine bewusste, auch wenn der Zeitpunkt nicht genau festgelegt werden kann und von vielen Männern und Frauen weit in die 30er Jahre hinausgeschoben wird, das heißt Mütter und Väter mit einer Hochschulausbildung erst im Alter von 35 Jahren Eltern werden. Berufliche Entwicklung und materielle Absicherung sind wichtig und die ‚richtige‘ Partner*in muss ja auch noch gefunden werden.

In Anbetracht dieser Vorlaufzeit ist es verwunderlich, dass der Vorbereitung auf das Vaterwerden und -sein so wenig Bedeutung zugemessen wird. Sobald eine Frau schwanger wird, greift ein engmaschiges Netz von Schutzvorschriften im beruflichen Umfeld und Angebote zur Geburtsvorbereitung sind selbstverständlich und werden von Krankenkassen finanziert.

Bei den werdenden Vätern sucht Mann vergleichbares vergeblich. Viele Arbeitgebende erfahren erst bei der Änderung von steuerlichen Eckdaten, dass jemand Vater geworden ist und da Kinder zunehmend außerhalb einer Ehe geboren werden noch nicht einmal dadurch.

Auch die Angebote für Väter, sich auf die Geburt ihres Kindes vorzubereiten, sind eher die Ausnahme. Gewiss, Mann kann gemeinsam mit seiner Partner*in zum ‚Hechelkurs‘ gehen und erhält wertvolle Infos zu medizinischen Abläufen und dem Geburtsgeschehen, aber die eigenen Gedanken und Befürchtungen zur Sprache bringen und sich mit anderen Vätern auszutauschen ist in diesem Rahmen nicht möglich.

In dem Beitrag ‚Was bringen Geburtsvorbereitungskurse für Männer‘[ii] werden bundesweit 18 Angebote gelistet. Selbst wenn sich die Angebote in den vergangenen 6 Jahren verdreifacht hätten, wären es immer noch Ausnahmeerscheinungen. (Werdende) Väter brauchen ein flächendeckendes Angebot, das von Krankenkassen finanziert wird.

He for She?

Auf der Grundlage internationaler Forschungsergebnisse, die die Zusammenhänge zwischen dem Verhalten, den Erfahrungen, Einstellungen und Merkmalen von werdenden und neuen Vätern und der Gesundheit und Wohlbefinden von Mutter und Kind aufzeigen, hat die Weltgesundheits-organisation (WHO) eine der zehn Empfehlungen zu Maßnahmen der Gesundheitsförderung von Müttern und Neugeborenen zur Einbeziehung von Vätern formuliert.[iii]

Die WHO empfiehlt, die Beteiligung von Männern während der Schwangerschaft, der Geburt und nach der Geburt zu fördern, um die Selbstsorge von Frauen und die häuslichen Pflegepraktiken für Frauen und Neugeborene zu verbessern, den Einsatz qualifizierter Vorsorge für Frauen und Neugeborene während der Schwangerschaft, der Entbindung sowie in der postnatalen Periode zu erleichtern.

Das ist gut und wichtig, beschreibt die Rolle der Väter und ihre Kompetenzen insbesondere mit Blick auf die Vater-Kind-Bindung aber nur unzureichend.

Da fehlt doch einer

‚Mutter, Kind und Hebamme bzw. Ärzt*in‘ mit dieser Triade wird das Geburtsgeschehen beschrieben. Das die werdende Mutter und das Kind im Mittelpunkt der Betrachtung und des Geburtsgeschehens stehen, ist selbstverständlich, aber ohne den Vater ist das System unvollständig.

Diese ‚Ausgrenzung‘ setzt sich vielfach in der nachgeburtlichen Betreuung fort:

„Deutlich wird, dass Familienhebammen weniger Familie im Sinne der Konzeption, sondern vielmehr spezifische Formen von Mutterschaft herstellen, die sich als „Mother in the Making“ also als unfertige Mutterschaften beschreiben lassen und die durch die Familienhebamme in ihrer Mutterwerdung unterstützt werden. Familie wird so zu einer weiblichen Sorgebeziehung, die sich sowohl über Mutterschaft als auch über Großmutterschaft nachzeichnen lässt: Familienhebammen werden zu Mütterhebammen.“[iv]

Vor diesem Hintergrund ist es wenig verwunderlich, wenn Paare, die mit der Vorstellung einer partnerschaftlichen Arbeitsteilung in den Kreißsaal gehen, diesen mit traditionellen Rollenzuschreibungen wieder verlassen.

Eine gute Vorbereitung auf diese Situation und der Austausch unter Väter kann dazu beitragen, die Wirkungen dieser ‚Ernährerfalle‘ zu minimieren.

Weder Assistent noch Beifahrer

In dem 2016 auf 136 Seiten ausformuliertem ‚Nationalen Gesundheitsziel Gesunde Geburt‘[v] wird die Einbeziehung von Vätern an verschiedenen Stellen erwähnt. Unter anderem heißt es dort ‚Väter bzw. Partnerinnen und Partner sollen dazu ermutigt werden, sich von Anfang an in der Babyversorgung zu engagieren und einen eigenen positiven Stil im Umgang mit dem Neugeborenen zu finden‘.

Obwohl also Alles dafürspricht, (werdende) Väter rechtzeitig einzubeziehen und als aktive Subjekte im Geburtsgeschehen zu betrachten, werden sie hierzulande häufig immer noch als ‚Assistenten‘ oder ‚Beifahrer‘ betrachtet.

Die Rolle, die sie während der Geburt wahrnehmen können, ist für ihre Partnerin da zu sein, den neuen Lebensabschnitt gemeinsam zu beginnen und von Anfang an als Vater präsent zu sein. Dabei erleben sie sich vielfach in einer völlig ungewohnten Situation: Sie haben keine Kontrolle über das Geschehen und die Mächtigkeit der Gefühle führt sie vielfach nicht nur emotional an ihre Grenzen, sondern manchmal sogar darüber hinaus. Das Vertrauen in die Kompetenzen des geburtshilflichen Teams und ihr Wissen um die natürlichen Abläufe sind in diesen Momenten gute Stützen.

Außerdem unterstützen Väter, auch wenn sie nicht aktiv werden, ihre Frauen bei der Geburt und haben eine wichtige ‚Bodyguard‘ Funktion im Hinblick auf Gewalt und Respektlosigkeit.

Bedeutung zuschreiben und erfahrbar machen

Väter sind wichtig, und zwar von Anfang an. Und zwar von dem Moment an, an dem ein Paar Eltern werden möchte. Die partnerschaftliche Zuwendung der Väter während der Schwangerschaft einerseits und die Zuschreibung väterlicher Bedeutung und Kompetenzen andererseits, lange vor der Geburt, sind mitentscheidend für väterliches Engagement.

Wenn Väter diese Bedeutung dann während der Geburt und unmittelbar danach gerade auch im Kontakt mit ihrem Kind erfahren können, sind weitere wichtige Weichenstellungen erfolgt.

Wie Väter auf diese Situation vorbereitet werden können und welche Rolle die verschiedenen Professionen dabei spielen, ist schon 2014 in einer von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung veröffentlichten Broschüre[vi] benannt worden.

Ein entscheidender Faktor dabei ist die Haltung des geburtshilflichen Teams gegenüber der Rolle sowie der aktiven Einbeziehung von Vätern. Ihre gute Vorbereitung auf die Geburt kommt auch der werdenden Mutter zugute. Studien zeigen, dass Väter, die ihre Rolle während der Geburt kennen und verstehen, was dort geschieht, selbst besser vor übermäßigem Stress geschützt sind und seltener Gefahr laufen, den Ablauf der Geburt negativ zu beeinflussen. Das gilt insbesondere in den Momenten, in dem es mal nicht „nach Plan läuft“, was aber auch völlig normal ist.

… und zum Schluss noch passende Rahmenbedingungen

Als Vision und Wunsch abschließend formuliert: um werdenden und gewordenen Väter und Müttern die Verwirklichung ihres Wunsches nach einer gleichberechtigten Aufgabenteilung zu ermöglichen braucht es, neben den äußeren, passenden Rahmenbedingungen wie der Vaterschaftsfreistellung[vii], ein Angebot sich vor und nach der Geburt mit den oben genannten Themen auseinanderzusetzen. Und zwar an den Orten und zu den Anlässen, die Väter und Mütter sowieso gemeinsam oder getrennt aufsuchen und nutzen. Die Geburtsvorbereitung gehört in jedem Fall dazu. Es braucht aber neben den Hebammen weitere (männliche) Akteure und Angebote für Väter, vor allem für die Zeit nach der Geburt.

Damit dies Wirklichkeit werden kann, kommt es aber auch darauf an, (werdende) Väter so zu empowern, dass sie ihre Bedürfnisse artikulieren und entsprechende Angebote einfordern.

[ii] https://www.menshealth.de/dad/partner-family/das-bringen-geburtsvorbereitungskurse-fuer-maenner/

[iii] https://www.who.int/news/item/15-02-2018-making-childbirth-a-positive-experience

[iv] https://link.springer.com/article/10.1007/s12592-017-0268-z

[v] https://www.bundesregierung.de/breg-de/service/publikationen/nationales-gesundheitsziel-gesundheit-rund-um-die-geburt-727604

[vi] https://publikationen.sexualaufklaerung.de/themen/geburt/vaeter-auf-die-geburt-vorbereiten/

[vii] https://www.openpetition.de/petition/online/10-tage-vaterschaftsfreistellung-zur-geburt-fuer-einen-gemeinsamen-start-jetzt-2

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Väter sind wichtig, von Anfang an!

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 20. Januar 2023

Das ist die Grundüberzeugung der LAG Väterarbeit und deshalb setzt sie sich dafür ein, Rahmenbedingungen in Gesellschaft, Betrieben aber auch Familien so zu gestalten, dass Väter aktive Vaterschaft leben und der Vater sein können, der sie sein wollen.

Das schließt konkrete Angebote für Väter, politisches Handeln auf kommunaler und Landesebene ebenso ein wie Öffentlichkeitsarbeit und Kampagnen in den sozialen Medien. Zu Beginn des neuen Jahres hat die LAGV deshalb eine Kampagne zum Thema ‚Väter sind wichtig, von Anfang an!‘ gestartet. Mindestens zweimal pro Woche beleuchten Beiträge auf Facebook und Instagram die Bedeutung von Vätern und die Rahmenbedingungen von Vaterschaft insbesondere im Kontext von Erwerbsarbeit.

Im Rahmen dieser Kampagne führt die LAGV auch eine Kurzumfrage durch, deren Ergebnisse ebenfalls genutzt werden, um Väter in NRW zu ermutigen, ihre Vorstellungen von Vaterschaft auch zu leben.

Bitte beteiligen Sie sich an der Umfrage und teilen den Link bzw. den QR Code dazu. Die Beantwortung dauert 2 Minuten.
Ebenfalls laden wir Sie herzlich ein, die Beiträge auf Facebook und Instagram zu liken, zu kommentieren und zu teilen. Damit können Sie deren Wirkung verstärken

Hier geht es zur Umfrage:

https://www.surveymonkey.de/r/LAGV2023-02

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