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Archiv für die 'Politik' Kategorie

Wenn die Politik es wirklich ernst meinen würde …

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 12. März 2023

Wenn die Politik das Ziel der Chancengleichheit für Frauen und Männer am Arbeitsmarkt ernsthaft verfolgen will, sollte sie an der Aufteilung der Sorge- und Erwerbsarbeit in der kritischen Lebensphase der Familiengründung ansetzen, empfiehlt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in seinem aktuellen Wochenbericht. Eine vielversprechende Maßnahme wäre, die Partnermonate beim Elterngeld auszuweiten. Die derzeit zwei Partnermonate (von 14 Monaten Elternzeit für beide Elternteile insgesamt) wurden 2007 eingeführt und haben dazu geführt, dass deutlich mehr Väter Elternzeit nehmen als zuvor.

Überwiegend tun sie dies jedoch nur im Umfang des gesetzlichen Minimums von zwei Monaten, während Mütter überwiegend zwölf Monate Elternzeit nehmen. Die Partnermonate sollten daher schrittweise erhöht werden, bis eine Quote von 50 Prozent (sieben von 14 Monaten) erreicht ist.

Eine andere Möglichkeit, die längere Inanspruchnahme der Elternzeit von Vätern finanziell zu fördern, wäre eine zeitlich absinkende Lohnersatzrate beim Elterngeld. Beispielsweise könnten beide Elternteile für sieben Monate Elterngeld mit einer Lohnersatzrate von 80 Prozent beziehen, danach würde die Lohnersatzrate auf 50 Prozent gesenkt werden (für maximal vier Monate). In diesem Modell, das der Sachverständigenrat des 9. Familienberichts vorgeschlagen hat, wäre das Elterngeld beider Elternteile insgesamt am höchsten, wenn beide Elternteile eine siebenmonatige Elternzeit wählen.

Aber auch andere Bereiche des Steuer- und Transfersystems müssten reformiert werden, um eine gleichmäßigere Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit zwischen Frauen und Männern zu fördern. So gehen vom Ehegattensplitting – insbesondere in Kombination mit der steuerlichen Behandlung der Einkünfte aus Minijobs – erwiesenermaßen negative Erwerbsanreize für verheiratete Frauen aus.

Daher sollte einerseits eine Reform des Ehegattensplittings beispielsweise hin zu einem Realsplitting mit niedrigem Übertragungsbetrag umgesetzt werden. Zusätzlich sollten die Minijobs – bis auf mögliche Ausnahmen für Schüler*innen, Studierende und Rentner*innen – abgeschafft werden. Diese Maßnahmen hätten nicht nur wichtige gleichstellungspolitische Wirkungen, sondern sie wären auch wirksame Mittel, um dem Arbeitskräftemangel entgegen zu treten.

Quelle

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92,4 % sind der Überzeugung, dass eine Freistellung nach der Geburt Vätern die Möglichkeit gibt, von Anfang an Fürsorgeaufgaben zu übernehmen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 22. Februar 2023

Unsere Kurzbefragung ist zwar nicht repräsentativ, gibt uns als LAG-Väterarbeit aber wichtige Anhaltspunkte, wie unsere Mitglieder und ‚Follower*innen auf den verschiedenen Kanälen ‚ticken‘, wo wir mit unserer Arbeit ansetzen können und welche Herausforderungen und Stolpersteine noch bewältigt bzw. aus dem Weg geräumt werden müssen. Vielen Dank, dass Sie sich auch diesmal beteiligt haben.

Bei der dritten Frage ging es um die Einschätzung von Elternzeit, Elterngeld und der in Deutschland noch nicht geregelten ‚Vaterschaftsfreistellung nach der Geburt.
Diese gesetzlichen Regelungen werden in ihrer Wirkung auf die Vater-Kind Bindung durchweg als positiv eingeschätzt, 97 % der Antwortenden stimmen der entsprechenden Aussage voll und 3 % teilweise zu.

Was die Anzahl der für Väter und Mütter reservierten Monate angeht sind 81,5 % der Überzeugung, die Anzahl sollte die gleiche sein, lediglich 11 % lehnen dies ab. Auch ‚berufliche Gründe‘ als Argument gegen eine Elternzeit werden von einer großen Mehrheit nicht mehr akzeptiert, lediglich 6 % haben hierfür noch Verständnis.

Die in einer EU-Vereinbarkeitsrichtlinie vorgesehene und von der Bundesregierung jetzt für 2024 geplante ‚Vaterschaftsfreistellung‘ schätzen 92,4 % als Möglichkeit für Väter ein, von Anfang an Fürsorgeaufgaben zu übernehmen.

Bei der vierten Frage ging es um die Einschätzung der Bedeutung von Vätern und Mütter für die Entwicklung von Kindern, auch nach einer Trennung.

  1. Väter sind für die Entwicklung von Kindern genauso wichtig wie Mütter
  2. Väter übernehmen grundsätzlich die Hälfte der Kinderbetreuung
  3. Väter und Mütter teilen sich Erwerbs- und Familienarbeit partnerschaftlich auf
  4. Auch nach einer Trennung sollen sich Väter gleichermaßen an Betreuung und Erziehung ihrer Kinder beteiligen können

Mehr als 98 % der Antworten sind voll (83 %) oder teilweise (15 %) der Überzeugung, auch nach einer Trennung oder Scheidung sollten sich die Väter gleichermaßen an Betreuung und Erziehung ihrer Kinder beteiligen können.

Die Frage, welchen Umfang die Beteiligung ausmachen soll, wird jedoch nicht so einmütig beantwortet. Aber immerhin 56 % stimmen der Aussage, Väter übernehmen grundsätzlich die Hälfte der Kinderbetreuung voll und knapp 23 % teilweise zu. 21 % lehnen dies ganz oder teilweise ab.

Bei der ‚weicheren‘ Frage nach einer partnerschaftlichen Aufteilung von Erwerbs- und Familienarbeit zwischen Väter und Müttern ist die Zustimmung größer: 86 % sprechen sich dafür und 14 % dagegen aus.

Was die Bedeutung von Vätern für die Entwicklung von Kindern angeht, sind 98,5 % der Überzeugung, dass Väter genauso wichtig sind wie Mütter.

Der Anteil von Männer an den Teilnehmenden war mit knapp 79 % größer als der der Frauen (18 %)

Den ersten Teil der Auswertung finden Sie hier.

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ChatGPT macht Vorschläge für väterfreundliche Maßnahmen

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 19. Februar 2023

Künstliche Intelligenz formuliert sinnvolle väterpolitische Initiativen

ChatGPT ist in aller Munde und vielfach werden Befürchtungen geäußert. Es lag also nahe, auch um persönliche Neugierde zu befriedigen, einen Zugang zu ergattern und die KI nach Väteranliegen zu befragen.

Die Antworten haben mich einerseits überrascht, andererseits habe ich das Gefühl, ähnliche Vorschläge in den vergangenen Jahren selbst schon einmal formuliert zu haben. Meine erste Frage lautete:

Wie kann man die Rechte der Väter stärken?

„Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie man die Rechte der Väter stärken kann:

  1. Verbesserung der Familienrechtsvorschriften: Gesetze und Vorschriften können so gestaltet werden, dass sie die Rechte der Väter stärken. Dazu können zum Beispiel die Vaterschaftsanerkennung, das Sorgerecht und Umgangsrecht gehören. Die Gesetze können auch klare Leitlinien für Entscheidungen im Hinblick auf das Kindeswohl und das Wohl der Familie bieten.
  2. Sensibilisierung der Gesellschaft: Eine stärkere Sensibilisierung der Gesellschaft für die Bedeutung der Vaterrolle und die Herausforderungen, denen Väter gegenüberstehen, kann dazu beitragen, dass die Rechte der Väter besser verstanden und unterstützt werden. Hierzu können zum Beispiel Informationskampagnen und Schulungen für Fachleute wie Richter, Anwälte und Sozialarbeiter beitragen.
  3. Stärkere Beteiligung der Väter am Familienleben: Eine stärkere Beteiligung der Väter am Familienleben kann dazu beitragen, dass Väter eine wichtigere Rolle in der Erziehung ihrer Kinder spielen und ihre Rechte besser geschützt werden. Hierzu können zum Beispiel flexible Arbeitszeiten und Elternzeitangebote beitragen.
  4. Förderung von Beratungs- und Unterstützungsangeboten: Beratungs- und Unterstützungsangebote für Väter können dazu beitragen, dass sie ihre Rechte besser wahrnehmen können. Hierzu können zum Beispiel Vätergruppen, Beratungsstellen und Coachingangebote beitragen.

Insgesamt können verschiedene Maßnahmen ergriffen werden, um die Rechte der Väter zu stärken. Wichtig ist, dass dabei das Kindeswohl immer im Vordergrund steht und die Interessen von Vätern, Müttern und Kindern gleichermaßen berücksichtigt werden.“

… und eine zweite

Wie sieht eine Familienpolitik aus, die die Interessen von Vätern und Müttern gleichermaßen berücksichtigt?

Eine Familienpolitik, die die Interessen von Vätern und Müttern gleichermaßen berücksichtigt, kann folgende Maßnahmen umfassen:

  1. Elternzeit: Eine familienfreundliche Elternzeitpolitik, die Müttern und Vätern ermöglicht, nach der Geburt ihres Kindes eine Auszeit von der Arbeit zu nehmen, kann dazu beitragen, dass beide Elternteile eine enge Bindung zu ihrem Kind aufbauen können. Es sollte darauf geachtet werden, dass die Elternzeit flexibel gestaltet ist und auch Vätern die Möglichkeit gibt, eine längere Auszeit von der Arbeit zu nehmen.
  2. Kindergeld und steuerliche Entlastungen: Kindergeld und steuerliche Entlastungen können eine finanzielle Unterstützung für Familien darstellen und dazu beitragen, dass Mütter und Väter ihre Rolle als Erziehungsberechtigte besser ausfüllen können.
  3. Kinderbetreuung: Eine flächendeckende und qualitativ hochwertige Kinderbetreuung, die auch flexibel gestaltet ist, kann dazu beitragen, dass Mütter und Väter Beruf und Familie besser vereinbaren können.
  4. Familienfreundliche Arbeitsbedingungen: Flexible Arbeitszeitmodelle, Telearbeit und Jobsharing können dazu beitragen, dass Mütter und Väter Beruf und Familie besser vereinbaren können. Arbeitgeber sollten hierbei auch darauf achten, dass Väter und Mütter gleichermaßen Zugang zu diesen Arbeitsbedingungen haben.
  5. Familienberatung und Unterstützung: Familienberatung und -unterstützung kann dazu beitragen, dass Mütter und Väter ihre Rolle als Erziehungsberechtigte besser ausfüllen können und auch in schwierigen Situationen Unterstützung erfahren.

Eine Familienpolitik, die die Interessen von Vätern und Müttern gleichermaßen berücksichtigt, sollte also darauf achten, dass Väter und Mütter gleichermaßen Zugang zu den genannten Maßnahmen haben und auch individuelle Bedürfnisse und Lebensumstände berücksichtigt werden. Wichtig ist auch, dass diese Maßnahmen regelmäßig auf ihre Wirksamkeit hin überprüft werden und gegebenenfalls angepasst werden.

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Mehr Schein als Sein …

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 23. Dezember 2022

Wie väterfreundlich ist die deutsche Wirtschaft wirklich?

Dieser Frage ist die Prognos AG im Rahmen einer Studie für das „Unternehmensnetzwerk „Erfolgsfaktor Familie“ der DIHK Service GmbH Familie“ nachgegangen. Dazu wurden im Sommer 2022 zwei repräsentative Befragungen durchgeführt und einander gegenübergestellt:

  • eine Telefonbefragung unter 600 Personalverantwortlichen/Geschäftsführungen von Unternehmen in Deutschland
  • eine Online- bzw. Telefonbefragung unter 1.000 Vätern, die in Betrieben mit mindestens 10 Beschäftigten arbeiten und minderjährige Kinder haben

Im Fazit heißt es unter anderem:

Die Väterfreundlichkeit der deutschen Wirtschaft ist ausbaufähig und Unternehmen in Deutschland überschätzen ihre Väterfreundlichkeit. Väter bewerten die Väterfreundlichkeit deutlich verhaltener als Geschäftsführungen und Personalverantwortliche. Die Unternehmen wurden in der Untersuchung in vier Kategorien eingeteilt: Vorreiterunternehmen bei der Väterfreundlichkeit machen 27 Prozent aus. Ein breites Mittelfeld hat unterschiedliche Herausforderungen und Potenziale; 15 Prozent der Unternehmen in Deutschland haben als Nachzügler deutlichen Nachholbedarf auf dem Weg zur Väterfreundlichkeit.

Auf dem Weg zu mehr Väterfreundlichkeit kommt es insbesondere auf die Führungskräfte an. Väterfreundlichkeit umfasst verschiedene Facetten. Diese sind unterschiedlich weit entwickelt. Es mangelt weniger an vereinbarkeitsfördernden Personalmaßnahmen. Vielmehr sind Information und Kommunikation sowie die Unternehmenskultur stärker als bisher auf die Väter auszurichten. Dabei haben die Führungskräfte eine Schlüsselfunktion, da sie die Kultur prägen, als Vorbilder fungieren und ganz konkret über Vereinbarkeitsbedingungen von Vätern entscheiden können.

Verbesserungen, die mit der Corona-Pandemie einhergingen, wirken nachhaltig. Die betriebliche Unterstützung für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf während der Corona-Pandemie erweist sich im Zeitverlauf in vielen Unternehmen als nachhaltig. Dabei ist besonders positiv, dass nicht nur Personalmaßnahmen – und hier insbesondere Homeoffice/mobiles Arbeiten – ausgeweitet wurden. Auch die Akzeptanz für Väter, die diese Maßnahmen nutzen, und der Dialog über die Vereinbarkeitsbedürfnisse der Väter haben sich zum Teil langfristig verbessert.

Väterfreundlichkeit sichert die Zukunftsfähigkeit der Unternehmen. Die Unternehmen haben die Bedeutung des betrieblichen Familienbewusstseins für ihre Arbeitgeberattraktivität erkannt. Sie sind jedoch gut beraten, nicht beim erreichten Status stehen zu bleiben. Um ihre Zukunftsfähigkeit mit Blick auf den gesellschaftlichen und demografischen Wandel zu sichern und um Wettbewerbsvorteile auf dem Arbeitsmarkt realisieren zu können, sollten sich die Unternehmen in Deutschland engagiert auf den Weg machen, die betriebliche Väterfreundlichkeit zu stärken.
In diesem Kontext weist die Studie auch auf die hohe Bereitschaft von Vätern, ihren Arbeitgebenden zu wechseln hin.

Was die ‚Freundlichkeit‘ betrifft gibt es noch Entwicklungspotenziale hin zu einem Bewusstsein. Das Bewusstsein über die Bedeutung von Vätern für die Entwicklung ihrer Kinder, eine partnerschaftliche Aufteilung von Erwerbs- und Carearbeiten und vor allem darüber, dass es die neue Vätergeneration ernst mein mit dem Vatersein und tatsächlich Erwerbsarbeitszeiten reduzieren möchte bzw. sich erst gar nicht auf in Vollzeit ausgeschriebene Stellen bewirbt.

Das sind Entwicklungen, die auch durch unzulängliche gesetzliche Rahmenbedingungen bei der Elternzeit oder einer Verschiebung der ‚Vaterschaftsfreistellung‘ nicht aufgehalten werden können. Eine ‚Zumutung für die Wirtschaft‘ ergibt sich höchstens daraus, dass sie die Signale, auch aus dieser Studie nicht ernst nehmen und weiter so tun, als stünden Väter zeitlich unbegrenzt als Erwerbsarbeitskräfte zur Verfügung.

Die Studie können Sie hier herunterladen.

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Mehr Zeit mit der Familie für Väter …

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 31. Oktober 2022

So lautete die Überschrift in dem Abschnitt ‘Eckpunkte für eine zukünftige Familienpolitik’ in dem Familienbericht, den die Landesregierung 2015 veröffentlichte. Dem Bericht zugrunde lagen die Auswertung statistischer Daten, eine eigens durchgeführte Familienbefragung sowie die Ergebnisse verschiedener Workshops an denen Familien und Expert*innen sich beteiligen konnten. Als letzte Veranstaltung fand im November 2014 unter der Überschrift ‚Vatersein in Siegen, Vater sein in NRW‘ ein Familiendialog an der Universität in Siegen statt.

Hier wurden bereits die Ambivalenzen und Widersprüche deutlich, mit denen Väter und Mütter, nicht nur in NRW, konfrontiert werden. ‚Väter sehen sich nicht mehr länger nur in der Rolle des Ernährers, sondern möchten sich aktiv an der Betreuung und Erziehung ihrer Kinder beteiligen. Bei der Familienbefragung für NRW haben 42 Prozent der Väter erklärt, dass sie es ideal fänden, wenn beide Elternteile in gleichem Maße erwerbstätig sind und sich um Haushalt und Familie kümmern.‘

Die Ursache – Wirkung – Kette‘ wird in dem Bericht folgendermaßen beschrieben: Dies spiegelt die individuellen Wünsche der Väter, mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen zu können – stellt aber auch eine Grundvoraussetzung für eine erhöhte Erwerbstätigkeit der Mütter dar. „Einspruch Euer Ehren“ würde es jetzt vor Gericht lauten. Hat doch die gleiche Landesregierung bei der Prognos AG wenige Jahre zuvor eine Untersuchung in Auftrag gegeben, wovon die Inanspruchnahme von Elternzeit in erster Linie abhängt. Als die wichtigsten Faktoren wurden identifiziert:

  • die existierenden Kinderbetreuungsangebote
  • der Umfang der Berufstätigkeit von Frauen und
  • die Einstellung zur Betreuung von kleinen Kindern durch eine andere Person als die Mutter

Insbesondere bei den beiden letzten Kriterien liegt NRW weit zurück. Darüber hinaus konstatiert der Bericht: ‚die im Bundesvergleich geringe Inanspruchnahme der Partnermonate beim Elterngeld bei den Vätern in NRW belegt, dass auch Väter bei der Realisierung des von ihnen gewünschten Familienmodells auf Widerstände stoßen. … Dass viele Väter hiermit unzufrieden sind, ist bei den Familiendialogen sehr deutlich geworden: Väter erklärten, sie hätten immer ein schlechtes Gewissen ihren Kindern gegenüber, und sie beneideten ihre Partnerin um die Zeit, die diese mit den gemeinsamen Kindern verbringen könne. Dazu passt, dass 24 Prozent der voll erwerbstätigen Väter bei der Familienbefragung für NRW den Wunsch nach einer Reduzierung ihrer Arbeitszeit geäußert haben.

Bei den Gründen, warum sie es nicht tun, spielten finanzielle Erwägungen eine wichtige Rolle. Äußerungen aus den Familiendialogen hätten aber auch gezeigt, dass viele Väter ihre Rechte im Hinblick auf eine Teilzeittätigkeit nicht kennen. Als Ziel wird an dieser Stelle im Bericht formuliert, die Entscheidungsspielräume für Eltern zu erweitern. Dazu „müssen die traditionellen Geschlechterbilder für Frauen und Männer so verändert werden, dass die wechselnden Phasen von Erwerbs- und Familienphasen nicht länger zu unterschiedlichen Erwerbschancen von Frauen und Männern führen“.

Diese mechanistische Sichtweise karikiert das an sich wünschenswerte Ziel ‚atmender‘ Lebensläufe von Vätern und Müttern. Verhalten und noch mehr Haltungen lassen sich nicht durch Anweisungen verändern, sondern dadurch, dass Väter und Mütter andere Erfahrungen machen können, z.B. durch Elternzeiten und Verantwortungsübernahme in bislang „vernachlässigten“ Bereichen.

Hier setze die Arbeit der 16 Kompetenzzentren Frau und Beruf an. Es gehe dabei auch um Strategien für eine bessere Vereinbarkeit von Familie/Pflege und Beruf, flexible Übergänge zum Wiedereinstieg nach der Elternzeit, aber auch bessere berufliche Entwicklungs- und Aufstiegsmöglichkeiten für Frauen und die Gewinnung weiblicher Auszubildender in frauenuntypischen Berufen.
Alles gut und EU finanziert, aber was unternimmt die Landesregierung um Vätern neue Erfahrungen zu ermöglichen? Dazu ist im Familienbericht zu lesen: Mit ihrem Portal „www.vaeter.nrw.de“informiert die Landesregierung über Wege zu einer aktiven Vaterschaft. Sie fördert außerdem eine Fachstelle für Väterarbeit. Zusätzlich wird sie die Diskussion über die Bedeutung von Vaterschaft stärker in die Gesellschaft hineintragen. Ziele einer Öffentlichkeitskampagne sind deshalb u. a.:

  • die Attraktivität der Vaterrolle für Männer zu steigern,
  • die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die mit dem Rollenwandel einhergehenden Anforderungen,
  • die Bedeutung einer aktiven Vaterschaft für die kindliche Erziehung darzustellen und
  • die notwendigen Aushandlungsprozesse von Eltern zu begleiten.

Die Kampagne ist knapp 9 Monate nach der Veröffentlichung des Familienberichts Ende Juni 2016 mit einer Plakataktion gestartet. Besonders wirksam war der Aufbau eines SocialMedia Auftritts bei Facebook, bei dem wöchentlich Erfahrungsberichte von Vätern publiziert wurden und der innerhalb weniger Monate mehr als 8.000 Follower hatte.

Bereits fünf Monate vor dem Start der Kampagne fand der ebenfalls im Bericht erwähnte Familiengipfel statt. In der Erklärung ist u.a. zu lesen, „… dass Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber mit Müttern und Vätern gemeinsam das Gespräch über die unterschiedlichen Ausgestaltungsmöglichen der Elternzeit suchen und den werdenden Müttern und Vätern Ansprechpartner zur Beratung und Beantragung des Elterngelds benennen, …“ und weiter unten „… dass Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber mit Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und ihren Vertretungen in einer Kultur gegenseitiger Wertschätzung die Inanspruchnahme der Elternzeit festlegen.“

Das klang und klingt gut und wäre, wenn den Worten denn Taten gefolgt wären, echt innovativ gewesen, aber …

Und auch der Kampagne ging schnell die Luft bzw. das Geld aus und nach der Landtagswahl im Mai 2017, bei der eine Koalition aus CDU und FDP die bisherige Regierung ablöste wurde auch die erfolgreiche Facebook Seite ebenso wie das Portal vaeter.nrw in den neuen Auftritt der Landesregierung „integriert“. Die besondere Ansprache der Zielgruppe und das Kommunikationsdesign dem allgemeinen ‚Corporate Design‘ untergeordnet.

Die Fachstelle ist bis Ende 2018 und mit einem halben Jahr Unterbrechung ab Juli 2019 die Geschäftsstelle der LAG-Väterarbeit weiterhin gefördert. Seit dem Familienbericht sind sechs Fachtagungen zu Väterthemen gefördert worden, u.a. 2017 in Bielefeld ‚Bewegte Zeiten für Väter‘ und Olpe ‚Vater ist, was du draus machst!‘, 2019 in Düsseldorf ‚Eltern bleiben trotz Trennung‘ und 2021 online per Zoom ‚Lockdown als Chance? – Weichenstellungen für mehr väterliches Engagement‘.

Von den Veranstaltungen gingen wichtige Impuls aus und die Geschäftsstelle der LAG-Väterarbeit arbeitet kontinuierlich daran, die Weichen für väterliches Engagement zu stellen. Als Dienstleister für alle diejenigen, die in Familienbildung- und beratung, Kitas und Familienzentren Angebotejetzt schon Angebote für Väter machen, aber auch als Lobbyist bei denen, die Rahmenbedingungen für väterliches Engagement strukturell gestalten.

In dem Sinne sieht nicht nur die Landesregierung die Arbeitgebenden als wichtige Akteure, wenn es um aktive Vaterschaft und eine Unternehmenskultur geht, in der die Bedarfe von Vätern respektiert und „mitgedacht“ werden.

Der Bericht „Familien gestalten Zukunft“ und insbesondere der Abschnitt ‚Mehr Zeit mit der Familie für Väter‘ sind ein erster Meilenstein nicht nur auf dem Weg zu einer kontinuierlichen Familienberichterstattung, sondern auch im Hinblick darauf, wie ernsthaft das Ziel einer partnerschaftlichen Aufteilung von Erwerbs- und Carearbeit in der Landespolitik verfolgt und umgesetzt wird. In der Legislaturperiode 2017 bis 2022 ist kein weiterer Bericht erfolgt. Dieses Vorhaben steht nun auf der Agenda der neuen Landesregierung und die Krisen ‚Corona‘ ‚Krieg‘ und ‚Inflation‘ und ihre Auswirkungen auf Väter, Mütter und Kinder sind mehr als ein Anlass für die Schwerpunktthemen des neuen Berichts.

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… jugendliche Väter im Blick

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 6. Oktober 2022

„Frühe Vaterschaft: gewagt, riskant und instabil!” lautet das Resümee eines Beitrags von Cornelißen und Bien vom Deutschen Jugend Institut im April 2014. Der SKM Bundesverband e.V. hat daher in den vergangenen Jahren seine Beratungsangebote für Jungen, Männer und Väter deutschlandweit ausgebaut und mit der Trägerschaft der Geschäftsstelle der „LAG Väterarbeit in NRW“ sein fachliches Profil in dem Themenfeld „Vaterschaft“ vertieft.

Jugendliche Eltern und ihre Herausforderungen

Während erwachsene Eltern in aller Regel bereits mitten im Leben stehen, sehen sich jugendliche Mütter und Väter nicht nur mit der Bewältigung der eigenen Entwicklung, sondern gleichzeitig auch mit Elternaufgaben konfrontiert. Ihre Voraussetzungen für diese doppelte Belastung sind in aller Regel mangelhaft. Viele jugendliche Eltern stammen aus einem problematischen sozialen Umfeld und nicht wenige haben die Schule abgebrochen oder keinen Einstieg in eine Ausbildung gefunden. Die Folge: Die meisten jugendlichen Eltern leben in einer prekären wirtschaftlichen Situation, wie Daten des Mikrozensus in Deutschland zeigen. So haben knapp ein Drittel der jugendlichen Väter keinen beruflichen Abschluss und ihre frühe Elternschaft korrespondiert mit einer kurzen Schulbildung.
Darüber hinaus sehen sie sich mit der weit verbreiteten Vorstellung konfrontiert, dass eine frühe Elternschaft als Lebensform „jenseits der Norm“ betrachtet wird. Noch immer geht man in der Gesellschaft davon aus, dass Frauen und Männer eine Ausbildung abgeschlossen und einen (sicheren) Arbeitsplatz gefunden haben sollten, bevor sie eine Familie gründen. Dahingegen können junge Männer durch eine frühe Vaterschaft aber durchaus in ihrer Identitätsfindung bestärkt werden. Als junge Väter können und müssen Verantwortung übernehmen und finden so in ihrer Vaterschaft eine Brücke zum Erwachsenwerden. Dies kann aber nur gelingen, wenn der Prozess des Erwachsenwerdens nicht durch zusätzliche, Krisen erzeugende Widrigkeiten wie Geldmangel, belastende Arbeitsanforderungen oder Konflikte in der Herkunftsfamilie gefährdet wird.

„Väter fördern“ bedeutet auch „Mütter fördern“

Neben der prekären wirtschaftlichen Situation vieler junger Familien fällt die weitverbreitete Instabilität ihrer Paarbeziehungen auf: Unter den frühen Müttern sind sehr viel mehr alleinerziehend (42 Prozent), als dies allgemein bei Müttern mit Kindern unter 7 Jahren der Fall ist (16 Prozent). Dies verschärft nicht nur die wirtschaftliche Lage von Mutter und Kind. Es bedeutet gleichzeitig, dass die Bindung zwischen Vater und Kind bei frühen Vätern häufiger in Frage steht. Die „ausgegrenzten“ Väter werden selten in die alltägliche Betreuung und Versorgung des Kindes einbezogen, so dass alleinerziehenden Müttern die Entlastung fehlt, die ihnen den erfolgreichen Abschluss einer Ausbildung oder die berufliche Etablierung erleichtern könnte. Es ist daher naheliegend jugendlichen Vätern die Hilfe und Unterstützung anzubieten, die sie benötigen, um mit der neuen Aufgabe und Rolle als Vater und Partner der Mutter verantwortlich umgehen zu lernen.

Die frühzeitige Einbeziehung der jugendlichen Väter lohnt sich aber auch, wenn es um die Gesundheit von Mutter und Kind geht. So hat eine Studie aus Großbritannien gezeigt, dass die Unterstützung junger Väter auch einen positiven Einfluss auf die Gesundheit der jungen Mutter und die Entwicklung des gemeinsamen Kindes. Gestützt wird dieses Ergebnis von weiteren Studien aus den USA und Großbritannien, welche die Wirksamkeit von Programmen für jugendliche Väter und die notwendigen Veränderungen bei den Angeboten und im Mindset der Hilfesysteme untersucht haben.

Ein weiterer entscheidender Grund, auch jugendliche Väter in den Blick zu nehmen, ist, dass Hilfemaßnahmen für Familien und Kinder insgesamt erfolgreicher verlaufen, wenn das gesamte Familiensystem eingebunden wird.

Sie benötigen dringend Unterstützung und Hilfe, da ansonsten eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass deren Söhne ebenfalls wieder jugendliche Väter mit ähnlicher sozialer Problematik werden.

Jugendliche Väter im Blick

Das Verbundprojekt „… jugendliche Väter im Blick“ trägt mit seinen niedrig schwelligen Angeboten dazu bei, dass jugendliche Väter von bestehenden Hilfsangeboten erreicht werden. So geht beispielsweise der SKFM in Düsseldorf davon aus, dass die jungen Väter durch die klassischen Beratungsangebote nicht erreicht werden. Er sucht die Väter daher direkt in ihrem Sozialraum auf, spricht sie aktiv über Streetwork- und schulische Sozialarbeit an und macht ihnen niedrigschwellige Gruppenangebote.

Der SKM Osnabrück setzt er auf neue Wege der Ansprache und die Kooperation mit anderen Akteuren in der Kommune. Durch die Entwicklung passender Ansprachekonzepte werden junge Väter ermutigt, ihre neue Rolle an und Verantwortung zu übernehmen. Das Angebot des SKM Rheydt e.V. beginnt mit einem Gruppentraining, in dem die Rolle der Vaterschaft und der individuelle Hilfebedarf partizipatorisch und diskursiv bearbeitet werden. So haben die jungen Männer die Möglichkeit, Rollenerwartungen an sich und die damit verbundenen Herausforderungen mit anderen jungen Vätern zu verhandeln – auch in interkulturellen Kontexten. In anschließenden begleiteten Freizeitangeboten können die jungen Männer die gemeinsame Zeit mit ihren Kindern als positives Erlebnis wahrnehmen und dabei auch andere junge Väter bei ihrer Selbstwirksamkeit als Väter unterstützen.

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‚… gleichermaßen ist es wichtig, Väter in ihrer Rolle zu bestärken‘

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 2. Juni 2022

… diese Aussage haben die Grünen in ihrer Stellungnahme zu den Forderungen der LAG Väterarbeit anlässlich der Landtagswahl am 15 Mai getroffen.

Auch vor der Wahl im Mai 2017 haben wir den Parteien 7 Fragen zur Väterpolitik gestellt. Seinerzeit haben die Grünen auf die Frage ‚Welche Hindernisse müssen ausgeräumt werden, damit es Männern ermöglicht wird, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu leben?‘ geantwortet „Wir müssen die Denkstruktur in unserer Gesellschaft verändern. Das bedeutet, durch Kampagnenarbeit auch weiterhin die Rollenverteilungen zu thematisieren. Die Wirtschaft muss vor allem Männern ermöglichen, diese Rolle zu übernehmen, ohne dass Nachteile entstehen.“

Aber auch die CDU äußerte sich ähnlich „Wir möchten Unternehmen dazu ermutigen, familiengerechte Arbeitszeitmodelle zu implementieren und Betriebskindegärten einzurichten. Hier hat das Land Nordrhein-Westfalen mit seinen Behörden als öffentlicher Arbeitgeber eine Vorbildfunktion.“

Die 2017 von der LAG Väterarbeit skizzierten Herausforderungen bestehen nach wie vor und wir sind gespannt, wie sich eine Regierungsbeteiligung der Grünen auf die ‚Denkstruktur‘ der Landesregierung auswirken wird.

Politik für Väter in NRW

Ist das Schwerpunktthema der LAG im m Mai und Juni. Im Vorfeld der Landtagswahl hat die LAG Väterarbeit 5 Forderungen aufgestellt und alle im Landtag vertretenen Parteien um eine Stellungnahme gebeten. Die Antworten haben wir auf unserer Webseite dokumentiert und am 11. Mai kommentiert:

„Zumindest bei drei Parteien ist eine verbale Aufgeschlossenheit vorhanden und es bleibt abzuwarten, wer mit wem koalieren wird bzw. kann und was dann auch tatsächlich vereinbart wird.

Die LAG Väterarbeit wird diesen Prozess in jedem Fall kritisch begleiten und wir werden die Parteien an ihre wenn auch vagen ‚Zusagen‘ erinnern.“

Bei dem Werkstattgespräch am 30. Juni werden wir einen ersten Blick darauf werfen, was bei den Koalitionsverhandlungen zwischen CDU und Grünen vereinbart worden ist bzw. was sich an Ergebnissen abzeichnet.

Rückblick

Am 5. Mai berichte Alexander Stathopoulos, Geschäftsführer des Verbands Binationaler Familien in Frankfurt, beim Werkstattgespräch der LAG Väterarbeit von den Erfahrungen des Arbeitskreises Migrationssensible Väterarbeit (MiseV) in Hessen.

Nach seinem Vortrag entspann sich eine interessante Diskussion, deren wichtigste Punkte wir in einem Bericht zusammengefasst haben.

Väter profitieren vom Austausch mit anderen Vätern. In Frankfurt existiert seit 2020 eine Vätergruppe, die sich aus Vätern mit unterschiedlichen Herkünften zusammensetzt. Diese ‚globale‘ Zusammensetzung hat sich als gewinnbringend für alle Beteiligten herausgestellt.

‚Herkunftssprache ist Herzenssprache‘, für den Fall, dass Väter über zu geringe deutsche Sprachkenntnisse verfügen, kann zunächst auch eine sprachhomogene Gruppe angezeigt sein, aber Menschen verstehen sich nicht automatisch gut, nur weil sie eine gemeinsame Sprache sprechen. Die Gemeinsamkeit entsteht in der Regel in beiden Varianten über das Vatersein und das Interesse, sich mit den eigenen Kindern zu befassen. Väter haben in der Regel auch positiv darauf reagiert, wenn sie auf Spielplätzen angesprochen und auf die Vätergruppe hingewiesen worden sind.

Ausblick

Am 19. Juni ist Internationaler Vätertag. Bis zu diesem Sonntag wird auch die vor einem Jahr gestartete Petition zur Einführung einer ‚Vaterschaftsfreistellung‘ laufen. Was, insbesondere nach einem Interview der ehemaligen Familienministerin Anne Spiegel. Nach einem Selbstläufer aussah, erweist sich jetzt doch als schwierig. Im aktuellen Referent*innenentwurf zur Umsetzung der EU- Vereinbarkeitsrichtlinie ist dieses Vorhaben nicht erwähnt.
Bislang sind mehr als 9.000 Unterschriften zusammengekommen. Gemeinsam können wir bis zum Internationalen Vatertag ein deutliches Zeichen setzen. Dafür benötigen wir gerade jetzt Eure und Ihre Unterstützung, zeichnen Sie bitte die Petition.

In den beiden Sommermonaten Juli und August werden wir uns mit dem Thema ‚Väter und Kinder als Opfer häuslicher Gewalt‘ beschäftigen. Am Donnerstag, den 17. August wird Tobias Schiefer in einem Werkstattgespräch über die Erfahrungen in der Düsseldorfer Gewaltschutzwohnung ‚Freiraum‘ berichten

Alle Beiträge und Terminhinweise finden Sie auf der Webseite www.lag-vaeterarbeit.nrw

Termine

14. Juni 2022, Online Member Meeting der LAG Väterarbeit

30. Juni 2022, 16 bis 17:30 Uhr, Online Werkstattgespräch ‚Migrationssensible Väterarbeit‘

Nordrhein-Westfalen hat gewählt und die beiden Gewinner*innen der Wahl, CDU und Grüne haben am vergangenen Wochenende beschlossen, Koalitionsverhandlungen aufzunehmen. In Sondierungsgesprächen haben sich die beiden Parteien auf Eckpunkte geeignet die in einem 12 seitigen Papier zusammengefasst worden sind.

Im Abschnitt ‚ ‚Kinder, Jugend, Familie, Frauen und Vielfalt‘ tauchen die Begriffe Väter und Mütter nicht auf, das Papier konzentriert sich auf „zentrale Aspekte für die Zukunft Nordrhein-Westfalens“, die in den Koalitionsgesprächen ergänzt werden sollen.

In dem Werkstattgespräch am Donnerstag, den 30. Juni werden wir einen ersten Blick auf die Ergebnisse werfen und nachfragen, was die zukünftige Landesregierung unternehmen wird, um eine partnerschaftliche Arbeitsteilung in den Familien auf Landesebene zu stärken und Väter zu ermutigen, mehr Verantwortung in Familie zu übernehmen.

Zu dieser Veranstaltung können Sie sich hier anmelden:

https://www.surveymonkey.de/r/LAGV_20220630

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Werkstattgespräch ‚Väter & Familien – Was plant die neue Landesregierung in NRW?‘

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 31. Mai 2022

‚… gleichermaßen ist es wichtig, Väter in ihrer Rolle zu bestärken‘

Nordrhein-Westfalen hat gewählt und die beiden Gewinner*innen der Wahl, CDU und Grüne haben am vergangenen Wochenende beschlossen, Koalitionsverhandlungen aufzunehmen. In Sondierungsgesprächen haben sich die beiden Parteien auf Eckpunkte geeignet die in einem 12 seitigen Papier zusammengefasst worden sind.

Im Abschnitt ‚ ‚Kinder, Jugend, Familie, Frauen und Vielfalt‘ tauchen die Begriffe Väter und Mütter nicht auf, das Papier konzentriert sich auf „zentrale Aspekte für die Zukunft Nordrhein-Westfalens“, die in den Koalitionsgesprächen ergänzt werden sollen.

In dem Werkstattgespräch am Donnerstag, den 30. Juni werden wir einen ersten Blick auf die Ergebnisse werfen und nachfragen, was die zukünftige Landesregierung unternehmen wird, um eine partnerschaftliche Arbeitsteilung in den Familien auf Landesebene zu stärken und Väter zu ermutigen, mehr Verantwortung in Familie zu übernehmen.

In Ihren Antworten auf die Fragen der LAG-Väterarbeit haben ja alle im Landtag vertretenen Parteien einiges dazu angekündigt.

Datum 30. Juni 16 bis 17:30 Uhr

Online per Zoom

Anmeldung https://www.surveymonkey.de/r/LAGV_20220630

Quelle

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Vaterschaftsfreistellung jetzt einführen!

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 21. Mai 2022

Petition noch bis zum 19. Juni unterzeichnen

Vor drei Jahren wurde die EU-Vereinbarkeitsrichtlinie beschlossen, um in der Europäischen Union notwendige Mindeststandards zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben herzustellen und die Rahmenbedingungen für eine partnerschaftliche Aufteilung von Haus-, Sorge- und Erwerbsarbeit zwischen den Geschlechtern zu verbessern.

Bis August 2022 muss die Vereinbarkeitsrichtlinie in nationales Recht umgesetzt werden. Ein zentraler Bestandteil der Richtlinie ist die Einführung einer Vaterschaftsfreistellung. Eine solche Leistung gibt es in dieser Form in Deutschland bisher nicht, anders als in anderen EU-Mitgliedsstaaten.

Das Bundesfamilienministerium hat Ende April einen Referent*innenentwurf für ein Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie vorgelegt. Die Vaterschaftsfreistellung wird darin mit keinem Wort erwähnt, obwohl die Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag angekündigt hat, „eine zweiwöchige vergütete Freistellung für die Partnerin oder den Partner nach der Geburt eines Kindes ein[zu]führen.“

Die LAG Väterarbeit NRW, die sich von Anfang an für die Umsetzung der Richtlinie eingesetzt hat ist darüber sehr irritiert und fordern die Bundesregierung auf, zeitnah zu klären und öffentlich bekannt zu machen, wann und in welcher Form eine vergütete Freistellung für Väter (und andere zweite Elternteile) nach der Geburt gesetzlich eingeführt werden soll. Die Gleichstellung der Geschlechter geht nur gemeinsam und wird nur dann nachhaltig gelingen, wenn auch Jungen, Männer und Väter dabei stärker als bisher in den Blick genommen werden.

Anlässlich des »Vatertags« am 26. Mai möchten wir daran erinnern. Jetzt ist es an der Ampelkoalition zu zeigen, dass sie es beim Thema Gleichstellung ernst meint und auch Männer für das Thema gewinnen will.

Bis zur Vorlage des Gesetzentwurfs schien die Vaterschaftsfreistellung politisch ein Selbstläufer zu sein. Die vormalige Familienministerin Anne Spiegel kündigte sie im vergangenen Dezember als wichtiges Vorhaben an. Nun schweigt allerdings der Referent*innenentwurf der Bundesregierung ausgerechnet zur Vaterschaftsfreistellung. Diese ist wichtig, um einen klaren rechtlichen Rahmen auch gegenüber Arbeitgeber*innen zu schaffen, damit Väter sich in dieser wichtigen ersten Phase voll und ganz auf ihre Kinder und die Unterstützung ihrer Partnerinnen konzentrieren können.

In einem offenen Brief an Bundesfamilienministerin Lisa Paus vom 20. Mai 2022 fordert Holger Strenz vom Projekt »Papaseiten.de« des Väterzentrum Dresden die Einführung der Vaterschaftsfreistellung nicht weiter hinauszuzögern. Vor einem Jahr hat Papaseiten.de eine Petition zur Vaterschaftsfreistellung initiiert, die auch von der LAG-Väterarbeit NRW unterstützt wird und die noch bis zum Internationalen Vatertag am 19. Juni 2022 mitgezeichnet und geteilt werden kann.

Bislang sind mehr als 9.000 Unterschriften zusammengekommen. Gemeinsam können wir bis zum Internationalen Vatertag ein deutliches Zeichen setzen. Dafür benötigen wir gerade jetzt Eure und Ihre Unterstützung!

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Perspektiven zukünftiger Väterpolitik in NRW

Erstellt von Hans-Georg Nelles am 15. Mai 2022

Einschätzung der Stellungnahmen der Parteien zu den Forderungen der LAG Väterarbeit zur Landtagswahl

Schon bei der Fachtagung im vergangenen November haben sich 80 Teilnehmende vor dem Hintergrund der Erfahrungen mit der Corona Pandemie mit möglichen Weichenstellungen für mehr väterliches Engagement auseinandergesetzt. Ein Ergebnis, dass Frau Buschmeyer vom Deutschen Jugend Institut auf den Punkt gebracht hat war: „Grundsätzlich scheint es vielen Vätern eigentlich ein Bedürfnis zu sein, zumindest überlange Arbeitstage und Überstunden zu reduzieren, um mehr Zeit für die Familie zu haben – gleichzeitig tun sie es nicht. Und dann gilt natürlich, dass jede Arbeitsstunde, die im Büro verbracht wird, nicht für die Familie zur Verfügung steht. … Vielleicht kann dies ja der Anfang sein, als Vater auch für seinen Wunsch einzustehen, mehr zuhause und dort auch wirklich verfügbar zu sein und damit auch andere traditionelle Muster zu überwinden.“

Um aus diesem Anfang nachhaltiges Verhalten und kulturelle Veränderungen zu verwirklichen sind vor allem auch passende Rahmenbedingungen erforderlich. Viele werden auf der Bundesebene entschieden, andere ebenso entscheidende auf der Landesebene.

Der Vorstand der LAG-Väterarbeit hat im Vorfeld der Landtagswahl nach Diskussion mit Mitgliedern folgende fünf Forderungen verabschiedet und an die Im Landtag vertretenen Parteien mit der Bitte um eine Stellungnahme versandt.

Im Folgenden werden wir eine Einschätzung zu den Antworten der vier Parteien abgeben. Den Link zu den kompletten Antworten finden Sie am Ende des Textes.

Vor dem Hintergrund, dass in der Phase vor und nach der Geburt entscheidende Weichen für die Aufteilung von bezahlter Erwerbs- und unbezahlter Care-Arbeit gestellt werden, lautet die erste Forderung: Förderung von flächendeckenden Angeboten zur Geburtsvorbereitung für Väter, die werdende Eltern auch dabei unterstützen, partnerschaftlichen Rollenvorstellungen zu realisieren.

Die CDU weist in ihrer Antwort auf die 2017 eingerichtete Projektgruppe „Strukturelle Weiterentwicklung Geburtshilfe“ hin. Aufgabe der Projektgruppe war es unter anderem, Umsetzungsvorschläge zur Verbesserung der Rahmenbedingungen der geburtshilflichen Versorgung und zur Senkung der Kaiserschnittrate zu erarbeiten. Ergebnisse sollten innerhalb eines Jahres vorliegen.

Auf der Webseite des zuständigen Ministeriums finden sich neben der Beschreibung des Auftrags Hinweise auf zwei Studien zur geburtshilflichen Versorgung durch Hebammen. Mit der Geburtsvorbereitung für Väter und dem Thema partnerschaftliche Aufgabenteilung hatte die Projektgruppe nichts zu tun.

Für die FDP ist eine partnerschaftliche Rollenvorstellung und -verteilung ein wichtiges Anliegen. Sie unterstützt die Vorhaben der Bundesregierung in diesem Feld und weist darauf hin, dass zahlreiche Krankenkassen Geburtsvorbereitungskurse als Kassenleistung anbieten. Das ist löblich, aber das Problem ist ja, dass diese Angebote insbesondere im ländlichen Raum nicht existieren.

Die Grünen erkennen ebenfalls an, dass auch Väter auf die Geburt und die Zeit als Elternteil angemessen vorbereitet werden müssen, aber … Die von der Ampel im Koalitionsvertrag geplante und jetzt im vorliegenden Referentenentwurf nicht umgesetzte ‚Vaterschaftsfreistellung‘ ist ein wichtiger Baustein für die Zeit nach der Geburt.

Die SPD geht auf die eigentliche Forderung ebenfalls nicht ein und nennt die Freistellung nach der Geburt, die von Schwesig 2015 vorgeschlagene ‚Familienarbeitszeit‘ als Möglichkeiten zur Unterstützung einer partnerschaftliche Rollenaufteilung ‚werdender Eltern‘. Das ist eine gute Idee, die sich aber leider nicht im Koalitionsvertrag der Ampel wiederfindet. Neu einzuführende Familienbüros sollen sich um Antragstellungen und notwendigen ‚Papierkram‘ nach der Geburt kümmern.

Fazit: Keine der befragten Parteien geht auf die konkrete Forderung ein, die angeführten Maßnahmen werden größtenteils in Berlin entschieden. Außer dem grundsätzlichen Bekenntnis zu ‚partnerschaftlichen Rollenaufteilung‘ können Väter nichts erwarten

Bei der zweiten Forderung haben wir ein Thema aufgegriffen, bei dem die Landesregierung durch die Evaluation der familienpolitischen Leistungen den ‚Finger in die Wunden‘ gelegt hat: „Beim differenzierten Blick auf die Einrichtungsarten wird deutlich, dass Väter 2019 am häufigsten Angebote in Beratungseinrichtungen in Anspruch nahmen, am seltensten in Einrichtungen der Eltern- und Familienbildung. Gerade mit Blick auf die Einrichtungen der Eltern- und Familienbildung deuten die Ergebnisse darauf hin, dass sich der Anteil der männlichen Teilnehmer im Verhältnis zur Bestandsaufnahme von 2006 kaum verändert hat.“

Vor diesem Hintergrund ist die Forderung nach „Einrichtung eines Bildungsbudgets im Rahmen des Weiterbildungsgesetzes (§17 WbG) um neue Zugänge, offene Angebote, aufsuchender Bildung für die bislang kaum erreichte Zielgruppe der Väter zu entwickeln und durchzuführen. Dadurch wird auch die regionale Vernetzung und sozialräumliche Ausrichtung der Angebote gewährleistet.“ naheliegend

Um es vorweg zu nehmen, keine der vier Parteien nimmt Bezug auf die Ergebnisse der 2021 auf einer Fachtagung in Essen vorgelegten Evaluation. Hingewiesen wird stattdessen auf die von den vier Fraktionen im Landtag getragene Novellierung des Weiterbildungsgesetzes, die laut CDU Nordrhein-Westfalen eine Spitzenplatz bei der gemeinwohlorientierten Weiterbildung beschert.

Die Grünen sind allen Ernstes der Meinung, dass es besser sei, die Einrichtungen entscheiden zu lassen, wie sie auf welche Zielgruppe zugehen. Oder besser gesagt nicht zugehen. Was dass für die Zielgruppe Väter bedeutet, hat die Evaluation deutlich aufgezeigt.

Die FDP hebt auf die Vereinbarkeit von Weiterbildung und Familie ab und sieht familienfreundliche Weiterbildung als Karrierechance, insbesondere im Sinn einer lebenslangen Aus-, Fort- und Weiterbildung. An dieser Stelle erfolgt dann auch wieder ein Verweis auf das von der Bundesregierung geplante ‚Lebenschancen-BAFöG‘.

Die SPD stellt an dieser Stelle die geplanten Familienbüros in den Vordergrund, die Familienbildung und -beratung bündeln und so sozialräumlich auch ‚Initiativen für Väter‘ bewerben können. Die Familienzentren in KiTas und Grundschulen, letztere gibt es lediglich an Modellstandorten, sollen gestärkt werden und im Rahmen der Elternarbeit auch Väter adressieren.

Fazit: Es ist erschreckend, dass das Land die eigenen Angebote evaluieren lässt und die Parteien die Ergebnisse entweder nicht kennen, oder was noch schlimmer wäre kennen und keinerlei Konsequenzen daraus ziehen

Dies gilt zumindest teilweise auch für die nächste Forderung, die die Familienberatung betrifft. Auch hier werden Väter nur am Rande erreicht, insbesondere wenn es um für sie schwierige und krisenhafte Situationen geht. Die Stadt München hat daraus Konsequenten gezogen und die Einrichtung eines ‚Väterberatungszentrums ausgeschrieben: „Das Väterberatungszentrum soll eine offene und niederschwellige Anlaufstelle für Väter sein – auch für jene, die von klassischen Beratungsangeboten nicht erreichbar sind – und damit das Wohl der Kinder fördern. Der offene Ansatz als Treffpunkt und Kommunikationsort für Väter fördert soziale Begegnungen von Vätern und deren Kindern. Der Ort des Austausches und der Informationsvermittlung soll den Zugang zu Beratung erleichtern und die Akzeptanz für pädagogische Angebote erhöhen.“

Vor diesem Hintergrund lautet die dritte Forderung der LAG-Väterarbeit: „Finanzierung von zunächst einer qualifizierten Beratungseinrichtung für Väter je Regierungsbezirk. Dazu gehört auch, dass entsprechende Fachkräfte weitergebildet und gefördert werden, um vätersensibel beraten zu können.“

Die CDU zählt an dieser Stelle die von verschiedenen Vorgänger Regierungen und von ihr nach 2017 weiterfinanzierten Maßnahmen auf. vaeter.nrw ist 2006 vom damaligen Familienminister Armin Laschet initiiert worden, in der erwähnten Datenbank finden Väter allerdings lediglich Verweise auf die Webseiten der 155 Familienbildungsstätten in NRW. Hintergrund ist, dass es seit 2018 keine Reaktionsteam für vater.nrw mehr gibt. Die Fachstelle Väterarbeit 2014 nach langen Vorgesprächen erstmalig finanziert worden hat Väterangebote in 10 Städten in allen fünf Regierungsbezirken des Landes vernetzt und Bedarfe aufgegriffen. Die Expertenworkshops waren Teil der von der ehemaligen Familienministerin Kampmann initiierten Kampagne ‚Vater ist, was du draus machst‘.

Das Vorhaben, in der Jugendhilfe verpflichtende und ständige Weiter- und Fortbildungsangebote für Fachkräfte zu etablieren, um für vielfältige Beratungssituationen zu schulen, ist zu begrüßen und eigentlich eine Antwort auf die letzte Forderung.

Die FDP möchte bestehende Beratungseinrichtungen so stärken, dass diese auch väter- und kultursensibel Beratung und Unterstützung leisten können.

Die Grünen sind der Überzeugung, dass „natürlich […] auch vätersensible Beratung angeboten werden muss“. Sie werden die Bedarfe prüfen und Entwicklungsmöglichkeiten mit bestehenden Beratungsangeboten und ggf. darüber hinaus beraten.

Die SPD zieht auch an dieser Stelle ihren ‚ Joker‘ Familienbüros, die dabei einen Fokus auf Väter legen sollen.

Fazit: An dieser Stelle ist zumindest ansatzweise zu erkennen, dass der Handlungsbedarf gesehen und nach Lösungen gesucht wird.

Die vierte Forderung greift das Thema ‚Männer und Väter als Subjekte der Gleichstellungspolitik auf. Vor neun Jahren ist ja der Versuch gescheitert, diesen Rechte im Bundesgleichstellungsgesetz zuzuschreiben aber die Zeiten haben sich weiterentwickelt und in NRW gibt es inzwischen in fünf kommunen: Bonn, Düsseldorf, Dortmund Essen und Münster, Männer in den Gleichstellungsbüros, –stellen bzw. -ämtern.

In der Ausschreibung der Stadt Essen hieß es seinerzeit: „Als offene, tolerante Stadt und Ort der Vielfalt versteht die Stadtverwaltung Gleichstellung als ganzheitliche zukunftsgerichtete Strategie. War Gleichstellungsarbeit bislang überwiegend auf frauenspezifische Belange fokussiert, sollen nunmehr verstärkt auch Männer in die Wahrnehmung und in den Fokus der Gleichstellungspolitik gerückt, tradierte Rollenzuweisungen für die verschiedenen Geschlechter hinterfragt, neue Lebenskonzepte und -formen erarbeitet und unterstützt werden.“

Vor diesem Hintergrund lautet die Vierte Forderung: „Weiterentwicklung des Gesetzes zur Gleichstellung von Frauen und Männern für das Land Nordrhein-Westfalen (LGG) in dem Sinne, dass zunächst in allen Kreisen und Kreisfreien Städten neben den Gleichstellungsbeauftragten auch die Stelle eines Ansprechpartners für Väter eingerichtet und zusätzlich finanziert wird.“

In ihrer Antwort verweist die CDU auf den im März 2021 veröffentlichten Atlas zur Gleichstellung in NRW, aus dem für alle Kreise und kreisfreien Städte gleichstellungspolitische Handlungsbedarfe abgeleitet werden können. Väter sp ielen lediglich in dem Abschnitt Elterngeldbezug eine Rolle. Auf die Zusammenhänge zwischen der Inanspruchnahme von Elternzeiten und Elterngeld und der Besetzung von Leitungspositionen in Verwaltungen wird nicht eingegangen.

Die Bildung einer Infrastruktur für von Gewalt betroffene Männer in Form von 20 Plätzen in Gewaltschutzwohnungen ist der zuständigen Ministerin Scharrenbach hoch anzurechnen. NRW belegt damit bundesweit den Spitzenplatz. Darum ging es bei der Forderung allerdings nicht.

Die FDP möchte das Landesgleichstellungsgesetz zu einem ‚Landesdiversitätsgesetz‘ weiterentwickeln, um die realen Lebensverhältnisse abzubilden und auch die Belange von Männern und Diversen aufnehmen und sie als Bewerbende für das Amt des/ der Diversitätsbeauftragten zulassen.

Die Grünen möchten in der öffentlichen Verwaltung Strukturen stärken, die der Vielfalt von Lebensrealitäten, aber auch Diskriminierungserfahrungen Rechnung tragen und diese Vielfalt gleichzeitig als Bereicherung für Verwaltungen und Unternehmen begreift. Der öffentlichen Verwaltung komme dabei eine Vorbildfunktion zu.

Auch die SPD fördert selbstverständlich die Gleichstellung von Frauen und Männern. Die gleichstarke Vertretung von Männern und Frauen auf allen politischen Ebenen soll durch ein Paritätsgesetz erreicht werden. Die besonderen Bedarfe von Vätern mit Akteuren vor Ort geklärt werden.

Fazit: Die Bedarfe von Männern und Vätern werden gesehen, es fehlt aber bei fast allen der Mut, strukturell verankerte Beteiligungsmöglichkeiten zu etablieren und Väter den Status von gleichstellungspolitisch handelnden Subjekten zu geben.

In der letzten Forderung ging es um die Kompetenzen von denjenigen, die an den unterschiedlichen Stellen pädagogisch handelnd, beratend oder im Kontext von Geburtsvorbereitung und Geburten mit Vätern zu tun haben. Dass die Praktiker*innen für diese Aufgabe teilweise unzureichend ausgebildet und vorbereitet sind wird zum Beispiel im Abschlussbericht des Projekts ‚Bedeutung von Vätern im Geburtsprozess‘ deutlich:

„Die Annahme, Väter und Mütter im Kontext der Geburtsvorbereitung anzusprechen und dort das Anliegen ‚partnerschaftliche Aufgabenteilung‘ zu thematisieren ist richtig, da in diesem Zeitraum entscheidende Weichenstellungen vorgenommen werden.
Da mehr als 90 % der Väter an der Geburt und, zumindest beim ersten Kind, auch an angebotenen Kursen zur Vorbereitung teilnehmen, sind Hebammen entscheidende ‚Player‘ auf diesem Feld.
Auf der Basis freiwilliger Fortbildungen für Hebammen und mit dem Hinweis, ihnen nützliche Methoden für die Arbeit mit und die Ansprache von Vätern zur Verfügung stellen, lässt sich das Ziel nicht erreichen. Das liegt zum einen, an der von der, an den unterschiedlichsten Stellen beschriebenen Haltung der Hebammen, die Frauen und Männern traditionelle Rollen zuweisen und selbst wenn sie Angebote für Väter machen, diesen Unterstützungs- und Assistentenaufgaben zuweisen.“ Auch in den Curriculas für eine universitäre Ausbildung nimmt diese Thema nicht viel mehr als eine Semesterwochenstunde in Anspruch.

Vor diesem Hintergrund lautet die fünfte Forderung: „Hinwirkung des Landes darauf, dass in den (Rahmen-) Lehrplänen für Erzieher*innen, Sozialarbeiter*innen und -pädagog*innen sowie Hebammen Aus- und Fortbildungsinhalte geplant werden, die diese Fachkräfte in die Lage versetzen, Väter gendersensibel in den Blick zu nehmen, anzusprechen und einzubeziehen.“

Die Stellungnahme der CDU ist auch bei dieser Forderung die umfangreichste, geht aber vollkommen am Thema vorbei. Familienzentren, KiBiz und digitales Familienzentrum NRW sind wichtige Vorhaben, haben aber nichts mit den Kompetenzen zu tun, die dort Beschäftigten in die Lage zu versetzen, Väter gendersensibel in den Blick zu nehmen, anzusprechen und einzubeziehen.

Die FDP strebt an, die Rolle von Vätern in den genannten Lehrplänen noch stärker in den Fokus zu rücken und unterstützt eine Weiterentwicklung und Anpassung an die heutigen Lebensverhältnisse jenseits tradierter Rollenbilder.

Auch die Grünen sind der Überzeugung, die Vielfalt von Familienformen genauso in Aus-, Fort- und Weiterbildung zu integrieren, wie insgesamt gender- und diversitätssensible Ansätze zu vermitteln. Gleichermaßen halten sie es für  wichtig, Väter in ihrer Rolle zu bestärken und Geschlechter-stereotype, auch in Bezug auf Elternschaft, zu durchbrechen.

Die SPD hat sich vorgenommen, in der kommenden Legislatur sich mit den Ausbildungsordnungen und dem Sozialberufeanerkennungsgesetz zu befassen. Die Einbeziehung eines vatersensiblen Blicks halten ist für sie ein wichtiger Hinweis.

Fazit: Zumindest bei den drei zuletzt genannten Parteien ist eine verbale Aufgeschlossenheit vorhanden und es bleibt abzuwarten, wer mit wem koalieren wird bzw. kann und was dann auch tatsächlich vereinbart wird.

Die LAG Väterarbeit wird diesen Prozess in jedem Fall kritisch begleiten und wir werden die Parteien an ihre wenn auch vagen ‚Zusagen‘ erinnern.

Den vollständigen Überblick der Stellungnahmen können Sie hier downloaden Stellungnahmen der Parteien zu den Forderungen der LAG Väterarbeit zur Landtagswahl am 15. Mai 2022

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