Krieg – Väter & Söhne
Erstellt von Hans-Georg Nelles am 17. Oktober 2012
Der Fotokünstler Markus Georg Reintgen arbeitet im Spannungsfeld Kunst und Bildjournalismus. Er beleuchtet und analysiert historische und aktuelle kriegerische Auseinandersetzungen. Als “Einer, der nichts mehr zu verlieren hat“ fokussiert er den Wahnsinn, hinterfragt das Wegsehen sowie das kritiklose Konsumieren. Immer wieder lenkt er den Blick, zwingt, irritiert und provoziert ihn. Die Arbeiten gewinnen durch ihre Vielschichtigkeit einen unausweichlichen Sog und fordern eine vertiefende Betrachtung. Ungewohnte Motive und andere Perspektiven brechen immer wieder mit Sehgewohnheiten und konfrontieren uns – letztendlich mit uns selbst und unserer eigenen Haltung zu Krieg, Gewalt und Wegsehen.
In seinen Arbeiten hinterfragt Markus Georg Reintgen sehr subtil den Krieg – fernab der bekannten Kriegsschauplätze und sucht nach den Motiven der Verführung, der Faszination. Darüber legt er eine düstere Vorahnung der Fragwürdigkeit, der Schuld, des Elends.
Wer sind die Ursachen und Verursacher des letzten Mittels der Konfliktlösung, des Krieges? Reintgen zeigt Männer in ihrer Doppelrolle als Väter und Soldaten, Beschützer und Verführer, die in den Söhnen die Sehnsucht nach großen Gefühlen wie Tapferkeit, Stärke, Kameradschaft, Ehre und Vaterland entfachen und ihnen letztendlich den Weg in den Krieg, in den Tod weisen. In die Geste des coolen Helden, von der gesichtslosen Masse bewundert, mischt sich blutiger Ernst – fast wie eine Vorahnung, die nur der Künstler wahrzunehmen scheint. Er holt das Blutvergießen zurück in das Bewusstsein.
Eine Auswahl seiner Bilder ist bis zum 6. Januar 2013 im Anti-Kriegs-Museum, Peace Gallery in Berlin zu sehen.
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