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Fürsorge des Vaters wirkt sich positiv auf die Persönlichkeitsentwicklung aus

Erstellt von Hans-Georg Nelles am Mittwoch 15. September 2010

Elterliche Fürsorge in frühen Kindesjahren ist von essenzieller Bedeutung für die spätere seelische Gesundheit eines Menschen. Väter haben daran einen weit größeren Anteil als bislang vermutet. …

Seit 50 Jahren ist bekannt: Kinder, die ohne Mutter beziehungsweise ohne emotionale Bindung an eine Bezugsperson aufwachsen, zeigen Entwicklungsverzögerungen, Störungen im Spracherwerb sowie Defizite in der Persönlichkeitsentwicklung, vor allem den intellektuellen und sozialen Fähigkeiten. Wissenschaftliche Hinweise darauf, dass auch die Entbehrung des Vaters negative Folgen für das Kind haben kann, gibt es indes erst seit wenigen Jahren.

Jüngere entwicklungspsychologische Studien zeigen, dass Väter einen großen Einfluss auf die psychische Entwicklung ihrer Kinder haben. Kinder, die mit einem liebevollen, fürsorglichen Vater aufwachsen, zeigen eine bessere soziale und intellektuelle Entwicklung, weisen beispielsweise ein hohes Maß an Empathie und Selbstwertschätzung auf.

Allerdings gilt dies nur für einen positiven väterlichen Einfluss. Kinder, die vom Vater laufend kritisiert oder gar gedemütigt werden, entwickeln oft ein niedrigeres und instabileres Selbstbewusstsein.

Welchen Einfluss die väterliche Fürsorge auf die Entwicklung der Gehirnzentren hat, die für soziale und emotionale Verhaltensentwicklung von Bedeutung sind, das haben Forscher vom Institut für Biologie der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg untersucht. Das Team der Institutsleiterin und Professorin für Zoologie und Entwicklungsneurobiologie, Anna Katharina Braun, studierte dazu das Verhalten von Degus, einer Tierart, bei der sich Mutter und Vater an der Aufzucht ihres Nachwuchses beteiligen. …

Für die Studien untersuchten die Magdeburger Neurobiologen einerseits die Gehirne von Degus, die sozusagen von alleinerziehenden Müttern aufgezogen wurden – der Vater wurde nach der Geburt des Nachwuchses aus dem Familienverband herausgenommen –, andererseits von Tieren, die mit beiden Eltern aufwuchsen. Bei den vom Vater getrennten Degus kam es in einigen Gehirnregionen zu stark verzögerten Entwicklungsverläufen, in anderen zu dauerhaften Veränderungen. …

Besonders betroffen ist bei den vaterlosen Tieren die synaptische Entwicklung im orbitofrontalen Cortex, einer Hirnregion, die essenziell für emotionale Verarbeitung, Entscheidungsprozesse und Impulskontrolle ist. Menschen mit Schädigungen des orbitofrontalen Cortex zeigen massive Persönlichkeitsveränderungen, es kommt zu emotionaler Verflachung, Triebenthemmung, situationsunangemessener Euphorie und Missachtung sozialer Normen.

Eine Unterfunktion in diesem Zentrum kann wiederum dazu führen, dass auch andere Zentren im limbischen System, insbesondere dessen emotionalen Teil, nicht voll arbeiten können, was neben emotionalen Defiziten auch Lern- und Gedächtnisprobleme nach sich ziehen kann.

“Anhand dieses einfachen Experiments konnte weltweit erstmals nachgewiesen werden, dass väterliche Fürsorge die Bildung synaptischer Strukturen im Gehirn anregt und fördert”, sagt Braun. Weitere Studien sind geplant. …

Inwieweit sind die Ergebnisse aus den Tierexperimenten auf den Menschen übertragbar? “Auch wenn man hier eine gewisse Vorsicht walten lassen sollte, ist doch zu vermuten, dass sich im menschlichen Gehirn Ähnliches abspielt”, sagt Braun. …

Dennoch ist klar, dass der Mensch vielfältige Möglichkeiten hat, das Fehlen des Vaters zu kompensieren. Kinder können sich andere männliche Bezugspersonen und – positive – Vorbilder suchen, die Großeltern können an der Erziehung teilhaben und auch soziale Erfahrungen in Kindergarten und Schule wirken sich auf die Entwicklung von Gehirn und Verhalten aus.

Frau Prof. Braun wird beim Kongress der Deutschen Liga für das Kind ‚Väter in neuer Verantwortung’ im Oktober in München einen Beitrag zum Thema ‚ Väterliche Fürsorge: Erkenntnisse aus der Neurobiologie’ halten.

Quelle

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